19. August 2017 1 Likes

Unsterblichkeit hat ihren Preis

Richard Morgans „Das Unsterblichkeitsprogramm“ ist im Taschenbuch neu aufgelegt worden

Lesezeit: 3 min.

Stellen Sie sich vor, Sie könnten ihr Bewusstsein – alles, was Sie wissen, alles, was Sie fühlen, kurz: alles, was Ihre Persönlichkeit ausmacht – in einem kleinen Gerät speichern und auf einem Server zwischenlagern. Diese Dateien könnten Sie dann einfach in einen anderen Körper, einen Sleeve, herunterladen. Die Möglichkeiten, die Ihnen damit offenstehen, wären fantastisch: lange Reisen durchs All etwa müssten Sie nicht selbst antreten, Sie könnten ihre Daten einfach verschicken. Und wenn Sie sterben, laden Sie ihr Bewusstsein einfach in den nächsten Sleeve. In einer solchen Zukunft wäre er schwierig, jemanden umzubringen: Tote bleiben nicht zwangsweise für immer tot. Derjenige, der den Milliardär Laurens Bancroft umgebracht hat, muss also einen anderen Zweck verfolgt haben. Denn obwohl Bancroft nur wenige Stunden nach seinem Ableben in einen neuen Sleeve transferiert wurde, fehlen ihm die letzten 48 Stunden vor seinem Tod, weil sein Backup nur alle zwei Tage gemacht wird. Die Polizei glaubt ihm nicht: alle Spuren, die sie in Bancrofts Villa finden, deuten darauf hin, dass er Selbstmord begangen hat. Lieutenant Kristin Ortega stellt die Ermittlungen ein, aber Bancroft will Klarheit. Er heuert Privatdetektiv Takeshi Kovacs an, einen ehemaligen Soldaten. Er soll den Mord gegen eine fürstliche Belohnung aufklären – und wird sofort nach seiner Ankunft auf der Erde selbst zur Zielscheibe …

Der Hardboiled-Cyperpunk-Thriller „Altered Carbon – Das Unsterblichkeitsprogramm“ (im Shop) schlug 2002 ein wie eine Bombe und brachte Richard Morgen den Philip K. Dick Award ein. Es folgten zwei Fortsetzungen, „Gefallene Engel“ (im Shop) und „Heiliger Zorn“ (im Shop) – und die Chance auf eine Verfilmung von „Altered Carbon“. Anfang 2016 erzählte uns Richard Morgan in einem Interview, dass Drehbuch-Autorin und Produzentin Laeta Kalogridis („Avatar“, „Terminator: Genisys“, „Shutter Island“) schon lange an der filmischen Umsetzung von „Altered Carbon“ arbeite, da sie ein großer Fan der Story sei. Doch erst, als man sich von der Filmidee verabschiedete und stattdessen anfing, über eine Adaption als TV-Serie nachzudenken, kam wirklich Bewegung in die Sache: Streaming-Gigant Netflix sagte im Januar 2016 zu, die Serie zu produzieren. Netflix ließ seinen Worten auch prompt Taten folgen und präsentierte zügig einen interessanten Cast: Joel Kinnaman („The Killing“, „RoboCop“-Remake) übernimmt die Rolle des Takeshi Kovacs, Martha Higareda („Borderland“, „Street Kings“) spielt die Polizistin Kristin Ortega. James Purefoy („Rome“, „Ritter aus Leidenschaft“) gibt Laurens Bancroft, und die Broadway-Schauspielerin Renée Elise Goldsberry („Hamilton“, „Ally McBeal“) wird Quellcrist Falconer verkörpern. Gleich danach wurde es sehr viel ruhiger um „Altered Carbon“. Zwar sind die insgesamt zehn Folgen inzwischen abgedreht, aber der ursprünglich geplante Starttermin im Frühjahr 2017 ist verstrichen, ohne dass es etwas Neues von „Altered Carbon“ gab. Netflix gibt auf seiner Homepage an, dass wir uns noch bis 2018 gedulden müssen – einen genauen Termin hat der Streamingdienst bis jetzt noch nicht angegeben. Zum Glück ist „Altered Carbon“ soeben im Taschenbuch neu aufgelegt worden, sodass wir uns die Wartezeit mit Binge-Reading verkürzen können!

Richard Morgan: Altered Carbon – Das Unsterblichkeitsprogramm • Roman • Aus dem Englischen von Bernhard Kempen • Wilhelm Heyne Verlag, München 2017 • Taschenbuch • 608 Seiten • € 9,99 • im Shop

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