9. Februar 2019 1 Likes

Die Brut der Anderen

Mit „Pheromon. Sie jagen dich“ findet eine beeindruckende Trilogie ihr Ende

Lesezeit: 3 min.

Anfang vergangenen Jahres erschien ein Überraschungstitel auf dem mit Trilogien übersäten deutschen Jugendbuchmarkt. In diesem Überangebot an üppigen Fantasywelten und tristen Dystopien stach „Pheromon. Sie riechen dich“ bereits optisch heraus. Auch der Nachfolgeband, „Pheromon. Sie sehen dich“, und der Abschlussband, „Pheromon. Sie jagen dich“, behalten dieses auffällige Umschlagdesign bei. Das zieht nicht nur potentielle Leser an, sondern macht sich auch gut im Buchregal des bibliophilen Science-Fiction-Fans. Doch den dürfte auch der Inhalt interessieren. Haben Rainer Wekwerth und Thariot ihrer bis dato sehr guten Trilogie ein passendes Ende geschenkt?

Dafür müssen wir an dieser Stelle kurz zurückblicken: „Pheromon“ erzählt die Geschichte von fünf Teenagern, die als einzige dazu in der Lage sind, eine drohende Alieninvasion zu verhindern. Diese Heranwachsenden sind jedoch keine normalen Menschen, sondern von den Außerirdischen genetisch manipulierte Kinder, genannt „Hunter“. Sie sollen eigentlich diejenigen finden, die sich nicht durch die Aliens kontrollieren lassen. Die Kontrolle basiert nicht auf Herrschaft und Gewalt, sondern auf einem „Die Körperfresser kommen“-Szenario. Wer von einem außerirdischen Virus befallen wurde, kann später von einem Alien übernommen werden.

Jack Finneys legendärer Roman ist nicht der einzige SF-Klassiker, der im Laufe der Trilogie zitiert wird. Und obwohl das Autoren-Duo sich hier in altbekanntes Terrain begibt, ist „Pheromon“ unglaublich unterhaltsame SF-Abenteuerkost. Dazu tragen vor allem die Helden wider Willen bei: die fünf Hunterkinder Jake, Skagen, Hannah, Caleb und Madison. Zu ihnen gesellt sich seit Band 2 Giovanella „Nella“ Muscat. Die junge Frau ist eine echte Bereicherung für die Geschichte. Nella begibt sich im Jahr 2118 auf die Suche nach dem seit hundert Jahren untergetauchten Jake. In ihrer Erzählung verschwimmen Gegenwart und Zukunft stetig miteinander, und es bleibt ungeklärt in wie weit die Zukunft die Gegenwart verändert. Nur eines wird immer deutlicher: Nella ist enger mit den glorreichen Fünf verbunden als gedacht.

Mit ihrem „Erweckungserlebnis“ endete dann auch „Pheromon. Sie sehen dich“. Es ist die blinde Hannah, die im Jahr 2118 Nella findet und ihr offenbart, dass nur sie die Menschheit retten kann. Mit knapp zwei Dutzend Nichtinfizierten machen sich Nella und Hannah auf die Welt zu retten. Doch kaum hat sich Nella an ihre neue Kraft gewöhnt, fällt sie erneut in eine fiebrige Metamorphose. Ob sie diese überleben wird?

Anders als gedacht, widmet sich „Pheromon. Sie jagen dich“ nun nicht vollkommen den Ereignissen aus der Zukunft. Auch die Vergangenheit hält noch einige wichtige Details parat. Welche Rolle spielt die KI Carl in der Geschichte? Wie kann er aus der Zukunft in die Vergangenheit eingreifen? Wie konnten Jake und seine Freunde untertauchen? Und warum ist Hannah im Jahr 2118 immer noch ein Teenager? Die Flucht der Fünf beherrscht auch weiterhin die Geschehnisse im Jahr 2018. Und sie wird dadurch verkompliziert, dass einer von ihnen sich als Verräter erweist.

Das ist auch einer der wenigen Kritikpunkt an „Pheromon“: einer der Helden scheint nur dazu da zu sein, um die anderen zu verraten. Kein großer Plottwist erwartet diese Figur. Dabei ist die Trilogie voller sehr gelungener Wendungen, die den Leser fesseln. Ein anderer Kritikpunkt ist der bereits bei „Pheromon. Sie riechen dich“ angesprochene ausbaufähige Weltenbau. Ein weiterer, dass die Kinder hin und wieder zu sehr in Stereotypen verfallen. Doch diese Kritik verschwindet hinter dem Plot und dem Spannungsbogen.

„Pheromon“ ist eine fast perfekte Science-Fiction-Trilogie. Sie ist temporeich erzählt und konzentriert sich ganz auf die Geschichte und ihre Helden. Auch wenn die Kinder manchmal etwas hinter ihren Möglichkeiten bleiben, so wachsen sie einem doch sehr schnell ans Herz. Es gibt nur wenige Teenager auf der Welt, denen man die Rettung der Welt anvertrauen würde. Dazu zählen Jake, Skagen, Hannah, Caleb und Madison auf jeden Fall. Die taffe Giovanella bereichert die Gruppe ungemein und bietet auch Erwachsenen eine Identifikationsfigur. Ein wirklich gelungenes Abenteuer mit Aliens, KI und Zeitreisen – und eine der besten deutschen SF-Trilogien!

Rainer Wekwerth, Thariot: Pheromon. Sie jagen dich • Planet!, Stuttgart 2019 • 384 Seiten • 17,00 € • Empfohlen ab 14 Jahren

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