9. April 2024

„Lupin III – Das Schloss des Cagliostro“

Frühwerk von Hayao Miyazaki im Kino

Lesezeit: 3 min.

Kurze Zeit nachdem Hayao Miyazaki für seinen neusten Film „Der Junge und der Reiher“ den zweiten Oscar mit nach Hause mit nehmen konnte, kommt sein 1979 veröffentlichtes Debüt „Lupin III – Das Schloss des Cagliostro“ als restaurierte 4K-Verison wieder ins Kino. Miyazaki-Fans aber auch alle Unbeleckten sollten unbedingt einen Marsch in den örtlichen Lichtspielsaal erwägen, denn der vergnügliche, actionreiche Beitrag zur „Lupin III“-Franchise überzeugt nach wie vor und besticht durch einen fabelhaften, jazzlastigen, herrlich verspielten Soundtrack vom „Lupin III“-Stammkomponisten Yūji Ōno. Ebenso gut: Für das Abenteuer sind keinerlei Kenntnisse der extrem umfangreichen Franchise nötig, man verortet mit etwas Background-Wissen die Figuren und deren Verhältnisse zueinander sicherlich besser, kann aber auch so problemlos folgen.

Meisterdieb Lupin der Dritte (der Enkel des Meisterdiebs Arsène Lupin aus den Romanen von Maurice Leblanc) wollte den berühmten letzten Coup landen, allerdings hat das nicht geklappt: Die aus einem Casino erbeuteten Taschen waren voller Falschgeld. Jemand wie Lupin lässt das natürlich nicht auf sich sitzen – er macht sich zusammen mit seinen Komplizen Jigen und Goemon auf zum Ursprung des Geldes und der liegt im Fürstenturm Cagliostro, ein typisches, aber sehr charmantes Stück japanisches Fantasie-Europa. Dort stoßen die beiden auf eine Prinzessin in Not. Clarissia soll den sinistren Grafen Cagliostro heiraten und muss somit natürlich gerettet werden. Was aber nicht leicht ist, denn so verhältnismäßig geerdet der Film sonst daherkommt – Cagliostro, der sich natürlich als der Geldfälscher entpuppt, befehligt nicht nur eine Legion von ninjamäßigen Killern, sondern haust in einem bizarren, halbfuturistischen Schloss. Das wirkt zwar einerseits wie aus dem Mittelalter (inkl. großem Verlies mit haufenweise skelettierte Leichen), wartet aber anderseits mit Fahrstühlen, automatischen Brücken und Türen, Falltüren, die nach dem Schließen komplett im Boden verschwinden, und Laser-Verteidigungssystemen auf …

Im Kern unterscheidet sich „Das Schloss des Cagliostro“ nicht von den anderen „Lupin III“-Serien oder Filmen, wie üblich bei Franchise-Beiträgen wird Wert auf eine eindeutige Zugehörigkeit gelegt, was in der Regel nicht allzu viel Raum für Abweichungen zulässt. Dennoch setzte Miyazaki klare eigene Akzente und beeinflusste damit die weiteren Fortsetzungen: Lupin ist hier weniger leichtfüßiger Casanova, als vielmehr ein zur Nachdenklichkeit neigender Erwachsener, der Clarissa auf Augenhöhe begegnet und sich seiner Gegner weitaus weniger kaltblütig entledigt.

Des Weiteren findet man einige Motive, die in den späteren Filmen erneut auftauchen sollten, wie etwa die Prinzessin mit Hang zur Natur („Nausicaä aus dem Tal der Winde“, 1985) oder von der Natur überwucherte Ruinen („Das Schloss im Himmel“, 1986).

Miyazakis inszenatorisch tadelloses und vor allem einfallsreich designtes (das titelgebende Schloss ist mit seinen vielen Details ist tatsächlich die Hauptattraktion des Films) Debüt war mit einem Budget von umgerechnet 2,3 Millionen Dollar seinerzeit der teuerste Anime, der jemals produziert wurde. In diesem Kontext mutet es besonders schräg an, dass der deutsche Verleih für die damalige Kinoauswertung im September 1984 den Film unter dem Titel „Die Jäger des Cagliostro“ mit ganzen 30 (!) Kürzungen und einer an der Handlung vorbeisynchronisierten deutschen Sprachfassung ins Rennen schickte. Angeblich um eine Freigabe ab sechs Jahren zu bekommen, aber die billig produzierten, zu dieser Zeit extrem populären Superhelden-Cartoons à la „Masters of the Universe“ werden bei der Vermarktung ebenso eine gewisse Rolle gespielt haben – der Titel der Videoauswertung lautet allen Ernstes „Hardyman räumt auf“, die TV-Version war unter „Hardyman schafft alle – Freiheit für Prinzessin Yasmin“ im Einsatz.

Erst 2006 sorgte das Label Anime Virtual (heute Crunchyroll) mit einer DVD-Veröffentlichung unter dem heute bekannten Titel, der dem japanischen Original entspricht, dafür, dass man Miyazakis gelungenes Debüt hierzulande so zu sehen bekam, wie es gedacht war. Und nun steht noch eine erneute Kinoauswertung an – späte Gerechtigkeit, aber immerhin!

Lupin III – Das Schloss des Cagliostro • Japan 1979 • Regie: Hayao Miyazaki • ab 9. April im Kino

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