28. März 2023

„Drainus“: Klassisch spektakulär

Team Ladybugs 2D-Shoot´em-Up haut mächtig was raus

Lesezeit: 3 min.

Obwohl die große Zeit der 2D-Sidescroller schon seit den 90er Jahren vorbei ist, finden Fans dieses vor allem auf 16-Bit-Konsolen beliebten Genres bis heute im Indie-Sektor konstant Retronachschub. Zu den besseren Vertretern dieser Zunft gehört Drainus, das weder eine Neuauflage eines Klassikers darstellt noch seine Wurzeln mittels zu viel neuerer Designtechnik verbergen möchte. Vielmehr setzt der Shooter, der zunächst für PC und seit einiger Zeit auch für Switch zum Preis von ca. 20 Euro zu haben ist, auf deftige Arcade-Ballerei und damit viel Kugel- bzw. Laserhagel auf dem Bildschirm, wie es alte Genrehasen gewohnt sind.

Verpackt ist das Ganze in eine – für Genreverhältnisse – sogar relativ emotionale Story um zwei ungleiche Geschwister, die an unterschiedlichen Fronten agieren. Während Layla auf der Seite eines mächtigen intergalaktischen Imperiums dient, das seine Macht weiter ausbauen möchte, kämpft ihr Bruder auf der anderen Seite genau gegen dieses Imperium an. Unterstützt von einem Co-Piloten aus der Zukunft, agiert er in typischer Manier als Ein-Schiff-Armee. Der Clou dabei: Unser Schiff namens Drainus kann gegnerische Geschütze mittels eines modernen Schutzschildsystems überstehen und sogar absorbieren, sodass pures Ausweichen vor feindlicher Feuerkraft allein nicht nötig ist und man den Feind mit seinen eigenen Waffen schlagen kann.

Da wir uns dieses Schiff vom Imperium gemopst haben, will dieses seine Drainus natürlich wieder zurück und hetzt uns in mehreren Leveln seine Armada auf den Hals. Die Story wird zwischen den Kapiteln in kürzeren Textdialogen inklusive Animebildern präsentiert. Zwar fällt das Geschehen bis auf einen Zeitsprungtwist sehr vorhersehbar aus, aber wo sich viele Genreklassiker komplett dem Thema Figuren und Emotionen verweigern, ist das hier Dargebotene immerhin eine nette Dreingabe.

Die wahre Stärke des Titels zeigt sich aber definitiv im Kerngeschäft, also der Action und der Präsentation. In den gut 2-3 Stunden Spielzeit ballern wir uns mit unserem kleinen Jäger durch Planeten-, Weltall- und Raumstationlevel von links nach rechts und werden von der ersten Minute an gefordert. Ohne lange Umschweife setzen uns die Macher nicht nur Feindesgeschwader, sondern auch jede Menge Effekte vor, sodass man immer das Gefühl hat, ein Highlight nach dem anderen zu erleben. Dazu tragen markante Zwischen- und vor allem Endbosse bei, die mehrere Kampfphasen benötigen und sich daher, was ihre Angriffe angeht, spürbar wandeln.

Den besonderen Reiz des Spielgefühls macht der benötigte Flow, bestehend aus Ausweichen, Absorbieren und dem zwischen den im Verlauf stark anwachsenden Waffenarsenal Wechseln, aus. Timing ist hier alles, denn unsere Absorption hält nur wenige Sekunden stand, ehe sie sich in einer unmittelbaren Aufladephase wieder erneuern muss. Das sorgt einerseits für eine taktische Komponente, erhöht aber auch den Nervenkitzel, da speziell die Endbosse unseren flinken Flieger immer wieder in Situationen bringen, in denen Ausweichen eben keine Option mehr darstellt und man in ein ständiges An und Aus des Systems gezwungen wird.

Unfair wird Drainus dabei allerdings nicht und eine stetige Lernkurve ist ebenso gegeben wie ein höchst variantenreiches Waffensystem zwischen Lasern, Raketen und Wellenschuss, um uns in alle Richtungen verteidigen zu können. Wer dennoch nicht weiterkommt, wird durch automatisches Speichern, Rücksetzpunkte und einen einstellbaren Schwierigkeitsgrad abgeholt.

Besonders hervorgehoben sei in diesem Zusammenhang nochmal die Präsentation und das Design der Welten und Bosse. Zwar wird auf viel Standard gesetzt (Klassiker wie Gradius oder R-Type lassen grüßen), jedoch besitzen Bosse wie ein riesiges Gürteltier-Fahrzeug oder ein kurzzeitig wie ein chinesischer Drache daherkommendes Schiff eigenen Genrecharme wie die technisch schick inszenierten Gebiete. Zwar könnte das Treiben auf der Switch ruhig etwas knackiger aussehen, für die Action störende Probleme wie Ruckler oder Lags bleiben jedoch außen vor. Der insgesamt solide Soundtrack hätte vielleicht aber auch noch das ein oder andere echte Highlight verdient gehabt, aber das ist eher Geschmackssache und Kritik auf hohem Niveau.

Fazit

Freunde klassischer 2D-Shoot´em-Ups sollten sich diesen spielerischen Leckerbissen, der dazu mit guter Präsentation überzeugt, nicht entgehen lassen.

Drainus • Team Ladybug • Shoot’em-Up • Switch/PC

Abb. © Playism

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