23. März 2013

Im Weltall hört dich niemand Ballern

„Dead Space 3“ – Das Game-Äquivalent zu Alien

Lesezeit: 7 min.

Ähnlich wie im Filmgeschäft gibt es nur wenige Computerspiele, denen es glaubhaft gelingt, eine unheimliche und klaustrophobische Science-Fiction-Weltraumgeschichte zu erzählen. Es gibt vielleicht eine Handvoll Filme, die halbwegs souverän das Thema behandeln. Alien zählt wohl zur bekanntesten Produktion in dieser Richtung. Dann gibt es noch Moon und die schon etwas schwächeren Produktionen Event Horizon oder Pandorum. Von einer Unmenge Trash-Filme abgesehen, findet sich dann kaum noch etwas wirklich Nennenswertes.

Im Computerspiele-Bereich sieht es nicht besser aus. Die meisten der auf der Alien-Lizenz basierenden Umsetzungen konnten die in sie gesetzten hohen Erwartungen kaum erfüllen. System Shock von 1994 (und dessen Nachfolger) ist das erste anspruchsvollere Game in diesem Sub-Genre und setzte im Computerspielemarkt neue Standards und Akzente. System Shock war nicht nur ein simples Ballerspiel, sondern integrierte in die actionreiche Handlung eine halbwegs intelligente Spielgeschichte, Rollenspielelemente und kleinere Rätselaufgaben. Doch erst mit dem Start der Dead Space-Serie im Jahr 2008 etablierte sich ein anspruchsvoller Genre-Vertreter auf dem Computerspiele-Markt.

Dead Space: Die Geschichte von Dead Space spielt im 25. Jahrhundert. Nachdem die Menschheit durch rücksichtslosen und nicht auf Nachhaltigkeit angelegten Ressourcenabbau die Erde komplett ausgebeutet hat, beginnt man mit der Ausschlachtung ganzer Planeten anderer Sonnensysteme. Die Concordance Extraction Corporation (CEC) entwickelte dafür ein gewaltiges Bergbauschiff (die USG Ishimura). Dieses war dabei nur das erste Schiff einer ganzen Flotte von Planetenvernichtern. Bei ihrem 35. Einsatz geschieht jedoch etwas Ungewöhnliches …

Dead Space beginnt wie ein klassischer Science-Fiction-Film. Als die Kommunikation mit der USG Ishimura abbricht, schickt man ein Erkundungsschiff der CEC los. Ein Mitglied der Besatzung ist der Kommunikationsingenieur Isaac Clarke, dessen Geschicke der Spieler von nun an übernimmt. Als man nach einem Überraumsprung in der Nähe des Bergbauschiffes landet, versucht die Besetzung erneut Kontakt aufzunehmen. Ohne Ergebnis. Die USG Ishimura scheint verlassen zu ein. Darauf hin entschließt man sich, auf dem schweigenden Schiff zu landen. Der Versuch endet in einer Katastrophe. Das Landungsschiff gerät außer Kontrolle und wird bei der Notlandung stark beschädigt. Ein Weiterflug scheint ausgeschlossen. Das Team ist auf dem Geisterschiff gestrandet.

Von nun an beginnt für die Erkundungsmannschaft und den Spieler ein wahrer Horror-Trip. Schon in den ersten Spielminuten auf der USG Ishimura werden die Besatzungsmitglieder von entsetzlich deformierten Kreaturen angegriffen, die direkt aus der Hölle zu stammen scheinen. Erste Tote sind zu beklagen. Der Spieler versucht in der Rolle von Isaac herauszufinden, was mit der Besatzung des Bergbauschiffes geschehen ist. Isaac ist jedoch noch in einem weiteren Punkt von den Ereignissen betroffen; Seine Frau Nicole Brennan befindet sich unter den Besatzungsmitgliedern der USG Ishimura. So hofft er, bei seiner Odyssee durch das verwüstete Schiff seine Partnerin unversehrt wiederzufinden.

Die Spielgeschichte ist in einzelne Kapitel untergliedert, und Isaac muss während seines Abenteuers die unterschiedlichsten Aufgaben bewältigen. So sind Schiffssysteme zu aktivieren, Aufzeichnungen zu beschaffen oder das Asteroidenabwehrsystem wieder in Gang zu setzen. Einige Spielabschnitte finden dabei in Schwerelosigkeit und im freien Raum statt.

Die Geschichte von Dead Space wird dabei überwiegend durch Video-Nachrichten und Logbücher erzählt. Dies erinnert wieder sehr stark an den Spieleklassiker System Shock. Die aufgefundenen Nachrichten funktionieren dabei als eine Vielzahl von Puzzleteilen, die ein immer klareres Bild von den Ereignissen auf der USG Ishimura zeichnen.

Bei dem Ressourcenabbauprozess auf dem Planeten Aegis 7 stießen Minenarbeiter auf ein seltsames (höchstwahrscheinlich außerirdisches) Artefakt, den sogenannten (roten) Marker. Der Marker wurde daraufhin zur USG Ishimura transportiert. Wie sich im Verlauf der Ereignisse herausstellt, erzeugte der Marker bei den meisten Besatzungsmitgliedern vorübergehende Halluzinationen und führte später sogar zu weitreichenden physischen Veränderungen. Menschen konvertierten zu Necromorphs. Diese aggressiven, scheinbar nur durch Instinkte gesteuerten Kreaturen töten andere Menschen und infizieren dabei deren Gewebe. Durch eine bizarre Metamorphose formt sich das korrumpierte Gewebe in nur wenigen Sekunden zu einen weiteren Necromorph.

Auf der USG Ishimura trifft Isaac schließlich auf Callus Mercer. Mercer ist von der spirituellen Bedeutung des Markers überzeugt. Mit geradezu fanatischer Besessenheit glaubt er an einen durch den Marker initialisierten Evolutionssprung für die Menschheit. Der Übergang von Mensch zu Necromorph ist für ihn der Weg zu einem neuen Menschengeschlecht. Der Marker wird zum Fetisch dieser neuen Glaubensrichtung (Unitologie), dabei scheint er eher das trojanische Pferd einer außerirdischen Rasse zu sein. Mercer geht bei seinen grausigen Forschungen im wahrsten Sinnes des Wortes über Leichen.

Mit dem Marker variiert Dead Space das Thema des Monolithen aus dem Filmklassiker 2001: Odyssee im Weltraum. Daher auch der Name des Hauptprotagonisten: Isaac (Asimov) (Arthur C.) Clarke. Beides berühmte SF-Autoren, wobei Clarke für die literarische Vorlage von 2001 verantwortlich zeichnet. Am Ende des ersten Teils wird offenbar, dass der aufgefundene rote Marker nur der Nachbau eines schwarzen Markers ist, den man auf der Erde entdeckt hat und der zur Zeit der Saurier als Meteor auf den Planeten stürzte.

Eine weitere Besonderheit der Dead Space-Reihe ist die Verwendung rollenspieltypischer Spielelemente. So kann Isaac seine Waffen aufrüsten und verbessern und auch seinen Schutzanzug mehreren Optimierungsvorgängen unterziehen. Hierzu müssen jedoch Geld und verschiedene Materialien gesammelt werden. Zusätzlich stehen dem Spieler hin und wieder auch Shop-Automaten zur Verfügung, an denen dieser Dinge kaufen, aber auch aufgefundene Gegenstände verkaufen kann.

Technisch spielte Dead Space bei seinem Erscheinen ganz vorn mit und sieht daher auch noch heute hervorragend aus. Ob es die verschachtelten Gänge und oft karg beleuchteten Räume des verlassenen Bergbauschiffes oder die kurzen Ausflüge ins Vakuum des Weltraums sind, Dead Space ist ein hervorragend designtes Science-Fiction-Abenteuer.

Dead Space zählt jedoch auch zu den blutigsten Computerspielen auf dem Markt. Um sich effektiv gegen Gegner zur Wehr zu setzen, ist der Spieler gezwungen, den Necromorphen Gliedmaßen abzutrennen, um diese bewegungsunfähig zu machen. Als erste und wichtigste Waffe steht Isaac dafür der Plasmacutter (eigentlich ein Werkzeug) zur Verfügung, der gestreute Hitzestrahlen verschießt. Diese makaberen Splattereinlagen sind daher ebenso ein Markenzeichen der Serie, wie die genial inszenierten Schockmomente. Das Speichern ist nur an entsprechenden Anlagen im Raumschiff möglich. Checkpoints werden zudem automatisch erstellt.

Dead Space 2: Die Geschichte von Dead Space 2 spielt im heimischen Sonnensystem. Isaac Clarke befindet sich in einem Krankenhaus auf der riesigen Titan-Kolonie Sprawl. Der Saturnmond Titan zählt zu den ersten ausgebeuteten Himmelskörpern der CEC und besteht nur noch aus einem kärglichen Brocken Restmaterie, auf dem die gewaltigen, schon großstadtähnlichen Strukturen von Sprawl verbaut sind. Isaac leidet unter Gedächtnisverlust und Halluzinationen. Das Spiel beginnt mit einer Gesprächssequenz, bei der Isaac, noch in einer Zwangsjacke steckend, von einem anderen Mann über sein Befinden befragt wird. Das Gespräch endet jäh, als Isaacs Gegenüber von einem Necromorph angegriffen wird und sich daraufhin selbst in eine solche Kreatur verwandelt. Unbewaffnet flieht Isaac und versucht in Sicherheit zu kommen. In diesen Ereignissen spiegelt sich interessanterweise die Startsequenz von Dead Space. Es dauert nicht lange, und Isaac ist wieder im Besitz der wohl wichtigsten Waffe der Dead Space-Serie, dem Plasmacutter.

Isaac kämpft sich von nun an durch die verschiedensten Bereiche der Kolonie. Er stößt dabei auf verwüstete Räume und oft auch blutige Hinterlassenschaften, die sensiblen Spielern durchaus auf den Magen schlagen können. Hin und wieder sind kleinere Rätsel zu lösen, wozu Isaac auch seine Telekinese- und Stase-Einheit nutzen muss.

In der ersten Hälfte des Spiels wird Isaac durch eine Frauenstimme, die ihn über Funk kontaktiert, durch die verschachtelten Anlagen von Sprawl geleitet. Ziel ist dabei eine Kirche der Unitology-Sekte. Die Unitology-Kirche ist inzwischen zu einer mächtigen Kraft herangewachsen und lässt nichts unversucht, um den ihrer Meinung nach zwingend notwendigen Evolutionssprung für die Menschheit einzuleiten. Auch die die Welt beherrschende Zentralregierung EarthGov sieht in der Marker-Technologie die Möglichkeit, absolute Macht auszuüben. Da Isaac durch den Kontakt mit dem roten Marker auf eine ganz eigene Art und Weise verändert wurde, sehen die konkurrierenden Kräfte in ihm den Schlüssel zur Beherrschung der Marker-Technologie.

In Dead Space 2 bemühten sich die Entwickler, Isaac stärker zu emotionalisieren. So bekommt der Spieler zu Spielbeginn auch das Gesicht von Isaac zu sehen. In den Halluzinationsphasen durchlebt Isaac bizarre Begegnungssequenzen mit seiner verstorbenen Frau. Zudem spricht Isaac hin und wieder. Grafisch wurden vor allem die Beleuchtungseffekte verbessert. Zudem sehen die Necromorphs noch einen Tick realistischer aus.

Spielerisch gibt es dagegen kaum Neuerungen. Das Spiel wechselt, wie auch schon beim Vorgänger, zwischen blutiger Action und stillen, aber dennoch anspannenden Erkundungssequenzen. Auch muss man den Gegnern wieder die Gliedmaßen abtrennen, um den oft recht widerstandsfähigen und auch in größerer Anzahl angreifenden Kontrahenten Herr zu werden. Die Altersfreigabe »ab 18« ist durchaus ernst zu nehmen.

Dead Space 3: In Dead Space 3 ist man endlich der Quelle der außerirdischen Marker-Technologie auf der Spur. Ein unwirtlicher Eisplanet scheint der Ausgangspunkt jener schrecklichen Geschehnisse zu sein, welche die Fortexistenz der gesamten menschlichen Rasse gefährden. In der Spielgeschichte schlüpft der Spieler erneut in die Fußstapfen des Technikers Isaac Clarke. Isaac wurde in der Vorgeschichte durch einen Marker korrumpiert, konnte sich aber der Einflussnahme weitestgehend entziehen. Er besitzt daher das besondere Wissen um die Zerstörung der Marker-Technologie, da er dessen Code zu entschlüsseln vermag.

Grafisch erweist sich auch Dead Space 3 als fulminant und einzigartig. Ob es nun die Weiten des Weltalls, gewaltige Raumstationen, die verwinkelten Gänge verlassener Raumschiffe oder die verschneiten Felsformationen eines Eisplaneten sind, alle Schauplätze wurden atmosphärisch dicht und mit viel Liebe fürs Detail entworfen. Allein die Gestaltung der Spielcharaktere wirkt bisweilen etwas künstlich. Spielerisch wurde der hohe Grusel- und Schock-Faktor zu Gunsten actionbetonter Spielinhalte etwas zurückgefahren. Zwar erweist sich der Splatter-Faktor noch immer als recht hoch, dennoch gibt es deutlich weniger Schockmomente als in Dead Space 1 und 2.

Dead Space 3 ist damit ein vollauf gelungener Abschluss der Serie, wobei eine Fortsetzung durchaus nicht ausgeschlossen erscheint. Anders als in den beiden Vorgängerspielen wird der Spielstand nur noch automatisch gesichert.

Dead Space 3 • EA Games · Shooter · PC, Xbox 360, Playstation 3

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