9. Mai 2024

„Robot Dreams“ – Ein ganz großer kleiner Film

Hund, Roboter, New York – mehr braucht es nicht

Lesezeit: 3 min.

Eine große Stärke von Pablo BergersRobot Dreams“ liegt in der Zurückhaltung. Es wird nicht nur nicht gesprochen, der Film kommt derart subtil daher, dass man lange Zeit gar nicht so richtig merkt, das doch weitaus mehr erzählt wird, als angenommen. An der Oberfläche dreht sich alles um einen Hund, der in einem von vermenschlichten Tieren bevölkerten Ansichtskarten-New-York (Musiker in der U-Bahn, Staus, Spiel, Spaß und Heiterkeit im Central Park etc.) der 1980er-Jahre, unter klassischer Großstadteinsamkeit leidet – „Pong“ macht halt nur zu zweit so wirklich Spaß.

Doch dann läuft im Fernsehen ein Werbespot der Firma „Amica 2000“: Man kann sich Roboter-Freunde bestellen! Der Hund lässt sich das nicht zweimal sagen und kann schon bald die Freuden der Zweisamkeit genießen: Zwischen dem freundlichen, äußerst aufmerksamen und zudem lernbegierigen Roboter und dem Hund entsteht schnell eine innige Freundschaft. Die Harmonie ist groß, jede Sekunde wird zusammen verbracht, egal ob Rollschuhfahren und Hotdogfuttern im Park oder Rudern auf dem See, das Leben zu zweit ist so viel schöner – nur „Pong“ macht immer noch nicht so recht Spaß, denn der Roboter ist ausgesprochen gut.

Als sie aber kurz vor Saisonende im Strand- und Vergnügungspark von Coney Island landen, der Roboter nach vergnügtem Badespaß vom Rost befallen wird und sich nicht mehr bewegen kann, ist guter Rat teuer, denn das metallene Geschöpf ist doch um einiges zu schwer für einen Hund – er muss ihn alleine zurücklassen und nach seiner Rückkehr feststellen, dass das Gelände bis zur nächsten Saison abgeschlossen wurde. Die Zeit bis zur Wiedereröffnung bringt so manche Veränderung mit sich …

„Robot Dreams“ basiert auf dem Kinderbilderbuch „Robot und Hund: Wahre Freundschaft rostet nicht“ von Sara Varon und es ist auch die in Kinderbüchern vorzufindende Einfachheit und Klarheit, die den Film von Pablo Berger die meiste Zeit so mitreißend macht. In tollen, mit vielen Details gewürzten Bildern im Ligne Claire-Stil (Umrisse aller Figuren und Gegenstände sind mit einem schmalen schwarzen Strich gezeichnet, die Kolorierung ist flach und einfarbig, Mimiken stark vereinfacht) und mit einem perfekt passenden Soundtrack, der „September“ von Earth,Wind & Fire als Leitmotiv nutzt, wird, ein wenig episodenhaft, die Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft erzählt, welche verschiedene Phasen durchläuft.

Das ist lange Zeit sehr humorvoll, schlägt dann aber ernstere, melancholische Töne an: „Robot Dreams“ singt zwar ein Loblied auf die Freundschaft, er erzählt aber ebenso von ihrer Vergänglichkeit, von Einsamkeit, von Verarbeiten von Verlust und von den Facetten einer Bindung. Die große Kunst von Bergers Film liegt nun darin, dass diese Abzweigungen mit einer entspannten C’est-la-vie-Attitüde unterfüttert werden. „Robot Dreams“ hat keine wie auch immer gearteten Botschaften, er erzählt einfach vom Leben – und das ist …

… mal so, mal so, aber nur selten einfach.

Ein ganz großer kleiner Film.

(Schade ist lediglich, dass sich auch Berger, ähnlich wie Jérémie Périn in „Mars Express“ neulich, es nicht verkneifen kann, zahlreiche Popkultur-Referenzen zu unter anderem „Star Wars“, „Alarm im Weltall“, „The Shining“, „Nightmare on Elm Street“, „Der Zauberer von Oz“ einzubauen – oft etwas plump, immer unnötig.)

Robot Dreams Spanien/Frankreich 2023 • Regie: Pablo Berger • ab 9. Mai 2024 im Kino

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