1. Januar 2024

„Die Pokémon-Concierge“ auf Netflix

Erholsamer Stop-Motion-Urlaub mit Enton, Pikachu und Co.

Lesezeit: 3 min.

Freund weg, Lieblingskollegin weg, Arbeitsprojekt weg: Manche Wochen sind einfach nur zum Davonlaufen. Also wagt Haru einen Tapetenwechsel. Ihr neuer Arbeits- und Wohnort ist ein Pokémon-Resort auf einer kleiner Insel. Hier sind die Taschenmonster die Urlaubsgäste, ihre Trainer:innen müssen draußen bleiben. Haru darf sich als Concierge um die Belange ihrer tierischen Gäste kümmern. Doch an ihrem ersten Tag soll sie entspannen und die Insel erkunden. Ob das alles nur ein Test ist?

Keine Frage: „Pokémon“ gehört zu den weltweit erfolgreichsten Franchises überhaupt. Ob Videospiele, Sammelkarten oder Plüschtiere, in kaum einem Kinderzimmer dürften Pikachu, Evoli und Co. in den vergangenen 27 Jahren gefehlt haben. Nintendos Dauerbrenner hat dabei schon früh den Sprung ins Fernsehen geschafft: Ein Jahr nach dem Erscheinen des ersten GameBoy-Spiels ging der Anime an den Start. Ein knappes Vierteljahrhundert später – nach 25 Staffeln und über 20 Filmen – hat es der ewige Elfjährige Ash Ketchum tatsächlich geschafft, der beste Pokémon-Trainer aller Zeiten zu werden.

Dass Ashs Abenteuer so beliebt waren, liegt auch an den Videospielen. Sammeln, trainieren, kämpfen – seit 1996 hat sich an dieser Erfolgsformel wenig geändert. Doch Hand aufs Herz: Dieses Spielprinzip bietet wenig Raum für neue Geschichten, die sich nicht um junge Trainer:innen drehen. Passende Plots und Settings und mögen sie noch so klein sein – finden sich eher in der zweiten Spielereihe oder in scheinbaren Nebenschauplätzen der Hauptspiele. Es ist kein Wunder, dass sich Rob Letterman für sein „Pokémon: Meisterdetektiv Pikachu“ an einem Nebentitel für den Nintendo 3DS orientiert hat.

Nintendos Handheld ist auch die Basis für Netflix’ neue Serie „Die Pokémon-Concierge“. Genauer gesagt sind es die Spiele „Pokémon Sonne“ und „Pokémon Mond“ von 2016, in denen Spieler:innen ein ähnliches Urlaubsdomizil besuchen können. Dieses hat das Kreativteam in ein bezauberndes, in freundlichen und warmen Farben getauchtes Paradies verwandelt. Mithilfe klassischer Stop-Motion-Technik erzählen Regisseur Ogawa Iku und Drehbuchautorin Harumi Doki von Harus Abenteuern.

Die Mitglieder des japanischen Dwarf Studio können auf ihre Erfahrungen bauen: Bereits 2019 zeichneten sie sich für die ebenfalls beim US-amerikanischen Streamingriesen erschienene Serie „Rilakkuma und Kaoru“ verantwortlich. Hier wie auch bei „Die Pokémon-Concierge“ loten sie die Möglichkeiten ihrer wunderbaren Stop-Motion-Animationswelten aus. Während Haru (Non) sowie ihre Kolleg:innen Tyler (Eita Okuno) und Alisa (Fairouz Ai) die ganze Bandbreite menschlicher Emotionen zeigen dürfen, erinnern die Urlaub machenden Pokémon an echte Tiere: Evoli ist ein bezaubernd flauschiges Fuchswesen, Sodamak ein freches Äffchen und Enton eine behäbig watschelnde Ente …

Apropos Enton: Das gelbe Taschenmonster mit den Psy-Kräften ist der ganz und gar nicht heimliche Star dieser vierteiligen Mini-Serie. Das schüchterne, von Kopfschmerzen geplagte Pokémon freundet sich langsam mit Haru an und unterstützt sie dabei, den Aufenthalt der Gäste so spaßig wie möglich zu gestalten. Eine „Pokémon“-Serie, bei der nicht Pikachu im Mittelpunkt seht? Welch gute Wahl! Aber keine Sorge, Fans der kleinen, gelben Elektromaus kommen dennoch auf ihre Kosten.

„Die Pokémon-Concierge“ ist ein wohltuend anderer Blick auf Nintendos Erfolgsreihe. Jüngere haben Spaß an den unterschiedlichen Pokémon und ihren Slapstick-Einlagen. Erwachsene dürften sich nicht nur an der Liebe der Kreativen zu Details erfreuen, sondern auch leicht mit Haru identifizieren. Wer von uns möchte manchmal nicht aus der Leistungsgesellschaft mit all ihren starren Regeln und überzogenen Erwartungen aussteigen, wer nicht ab und zu das Leben entspannt genießen? Der knapp 60 Minuten lange Animations-Spaß ist zumindest ein erster Anfang – und hoffentlich der Auftakt zu weiteren Folgen mit der tollpatschigen Concierge und ihrem liebenswürdigen Enton.

Die Pokémon-Concierge • Japan 2023 • Regie: Iku Ogawa • Drehbuch: Harumi Doki • Sprecher:innen im japanischen Original: Non, Fairouz Ai, Eita Okuno, Yoshiko Takemura • Freigegeben ab 6 Jahren • Seit 28. Dezember auf Netflix

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