1. April 2024

„Memorabilia“ von Sergio Ponchione

Eine interessante Comic-Würdigung von Ditko, Kirby, Wood, Eisner und Corben

Lesezeit: 2 min.

Die Comics von Sergio Ponchione werden u. a. in seiner italienischen Heimat, den USA, Frankreich und Argentinien veröffentlicht. Auf Deutsch ist soeben der Band „Memorabilia“ erschienen. Der hat zwar gerade mal 56 Seiten, doch genügen die dem 1975 geborenen Ponchione, um eine Würdigung von gleich fünf amerikanischen Comic-Göttern vorzunehmen – und obendrein mit einer etwas pseudoautobiografischen, teilweise sogar recht schrägen Rahmenhandlung zu verbinden.

Interessant ist das vor allem deshalb, weil Ponchione die kurzen Streifzüge durch die Leben von Steve Ditko, Jack Kirby, Wally Wood, Will Eisner und Richard Corben als ziemlich gute Pastiches inszeniert. Der Italiener imitiert, emuliert also von Abschnitt zu Abschnitt, Künstler zu Künstler, treffend den Stil der so unterschiedlichen, jedoch durchweg wichtigen und prägenden Comic-Meister früherer Epochen, aus Bereichen wie Superheroes, Science-Fiction, Horror oder Anspruch. Wirklich zwingend ist das aufgrund der Knappheit nicht unbedingt, einen unbestreitbaren Charme hat die Idee – diese Art der Verneigung – aber allemal. Und wenn sie nur als Sprungbrett zu mehr Beschäftigung dient …

Ponchiones „Memorabilia“ ist quasi ein Crashkurs in Sachen US-Comic-Giganten des 20. Jahrhunderts, wobei die mit typischen Eigenheiten und Elementen der jeweiligen Kreativen versehenen „Biografien“ sicher interessanter und überraschender sind, je weniger man schon über die Zurückgezogenheit von Spider-Man/Dr. Strange-Miterfinder Ditko, die königlich-kosmischen Höhenflüge von Marvel-Auftaktzeichner Kirby, die Selbstzerstörung von Wood, den wegweisenden Großstadt-Spirit von Eisner oder die extravagant-experimentellen Kolorier-Techniken von Corben weiß.

Sergio Ponchione: Memorabilia • Avant-Verlag, Berlin 2024 • 56 Seiten • Hardcover: 25 Euro

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Christian Endres berichtet seit 2014 als Teil des Teams von diezukunft.de über Science-Fiction. Er schreibt sie aber auch selbst – im Mai 2024 erscheint bei Heyne sein SF-Roman „Wolfszone“.

 

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