26. März 2023 1 Likes

„Die Sirenen des Titan“ von Kurt Vonnegut

Der Romanklassiker als Neuausgabe – mit einem Vorwort von Denis Scheck

Lesezeit: 3 min.

Kurt Vonnegut (1922–2007) kennt man vor allem für seinen Roman „Schlachthof 5 oder Der Kinderkreuzzug“, in dem der Amerikaner seine Erlebnisse als Kriegsgefangener während der Bombardierung Dresdens kanalisierte. 1969 erschienen, zog dieses zwischen Satire, Autobiografie und Science-Fiction pendelnde Werk schnell in den Kanon der Weltliteratur ein, und wurde seitdem mehrfach in Film, Hörbuch, Theater oder Comic adaptiert. Im Rennen um den Hugo und den Nebula Award musste sich „Schlachthof 5 oder Der Kinderkreuzzug“ damals nur „Die linke Hand der Dunkelheit“ von Ursula K. Le Guin geschlagen geben. Mr. Vonnegut war übrigens bereits zehn Jahre zuvor in der Kategorie Bester Roman für einen Hugo nominiert, und zwar für sein Buch Die Sirenen des Titan“ (im Shop), das nun in einer hübschen Neuausgabe bei Heyne auf Deutsch vorliegt.

Douglas Adams (im Shop), Autor von „Per Anhalter durch die Galaxis“ und praktisch seit 40 Jahren zugleich Synonym wie Standard für schräge, witzige und doch auch substanzvolle und vor allem humanistische Science-Fiction, war zu Lebzeiten ein großer Fan von Kurt Vonnegut. „Die Sirenen des Titan“ hat Adams eigenen Aussagen zufolge gleich sechs Mal gelesen, und bei jeder Lektüre habe er dabei, so der Engländer, etwas neues entdeckt, weitere Zusammenhänge gesehen, mehr verstanden und letztlich noch größere Begeisterung und Bewunderung verspürt. Man darf also wohl behaupten, dass Vonnegut einen gewissen Einfluss auf Adams hatte. Wer die aktuellste Edition von „Die Sirenen des Titan“ aufschlägt, wird außerdem feststellen, dass es noch weitere prominente Vonnegut-Verehrer gibt. Etwa Denis Scheck, Deutschlands bekanntesten Literaturkritiker (heute Abend gibt es eine neue Folge von „druckfrisch“), der nicht umsonst das Vorwort zu dieser Ausgabe geschrieben hat, in dem er u. a. von seinen eigenen Begegnungen mit Kurt Vonnegut erzählt. Dass diese Fassung von „Die Sirenen des Titan“ der Übersetzung des großen Harry Rowohlt (im Shop) folgt, macht sie dann schon zu einem literarischen Gipfeltreffen.

Die Geschichte des Romans selbst, der von Vonneguts erzählerischer Tollkühnheit, seinem schlanken Stil und seinem Sinn für Satire durchdrungen ist, überrascht indes noch immer. Winston Niles Rumfoord, der sich aufgrund kosmischer Strahlung immer wieder mit gewichtigen Prophezeiungen aus dem All auf die Erde materialisiert und für einen Riesenrummel sorgt, hat als Konzept und Figur nichts an Witzigkeit eingebüßt. Und der erst vom Glück verfolgte, dann vom Glück verlassene Malachi Constant, der sogar ein Unternehmen für den Raumschiffbau besitzt, passt fast noch besser in unsere Ära der Techmilliardäre und Superreichen als in die Zeit der Niederschrift oder der ursprünglichen Publikationen. Überdies gibt Vonnegut den klassischen Mars-Themen der Science-Fiction nach Wells und Burroughs einen eigenen Spin, inklusive des Kriegs der Welten zwischen dem roten und dem blauen Planeten. Aber auch Roboter und Religion spielen eine Rolle in diesem verrückten SF-Roman, dem man sein Alter kein bisschen anmerkt und der 2023 nicht nur ewige Anhalter-Begeisterte noch immer mitnehmen wird.

Kurt Vonnegut: Die Sirenen des Titan • Roman • Aus dem Amerikanischen von Harry Rowohlt • Wilhelm Heyne Verlag, München 2023 • 352 Seiten • Erhältlich als Paperback, eBook und Hörbuch Download • Preis des Paperbacks: € 16,00 • im Shop

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