1. Oktober 2018

Auf den Spuren von Neil Armstrong

Fünf Pioniere aus der Science-Fiction, die es mit dem ersten Mann auf dem Mond aufnehmen können

Lesezeit: 5 min.

Auch wer damals die Ereignisse nicht live im Fernsehen verfolgt hat, kennt die Szene: eine unscharfe Gestalt in einem dicken Raumanzug, die eine Leiter hinuntersteigt, ja, fast hinuntergleitet, und dann sagt: „That’s one small step for a man, but a giant leap for mankind.“ Neil Armstrong, dessen Leben jetzt verfilmt wurde (das Buch zum Film finden Sie im Shop), ist DER Pionier unserer Zeit. Nur eine Handvoll Menschen waren so weit von unserem Heimatplaneten entfernt wie er – zumindest im echten Leben. In der Science-Fiction gibt es etliche Männer und Frauen, die Armstrongs Entfernungsrekord gebrochen haben – und manche von ihnen waren, ganz wie Armstrong, die Ersten: Man denke an Captain Kirk vom Raumschiff Enterprise (im Shop), an die ersten 100 Siedler auf dem Mars in Kim Stanley Robinsons Mars-Trilogie (im Shop), an all die Helden und Heldinnen, die zum ersten Mal Kontakt mit Aliens aufnehmen. Hier sind fünf Pioniere aus der Science-Fiction, die Neil Armstrong das Wasser reichen könnten, gäbe es sie wirklich:

Mark Watney („Der Marsianer“)

Mark Watney war nicht der erste Mensch auf dem Mars (sondern Nummer Siebzehn), aber er war der erste Mensch, der völlig allein auf dem roten Planeten überleben musste: als ein unerwartet heftiger Staubsturm über die Ares-III-Mission hereinbricht, muss Commander Lewis schweren Herzens die Basis räumen. Auf dem Weg zum Schiff wird Watney von der Antenne getroffen und verwundet. Seine Crew hält ihn für tot und lässt ihn zurück, aber Watney überlebt – und ist fortan der Erste bei allem: er ist der erste Mensch, der länger als einen Monat auf dem roten Planeten geblieben ist. Er ist der erste Fernfahrer auf dem Mars. Und er ist der Erste, der auf einem fremden Planeten Kartoffeln anbaut (die er mit seinen eigenen Exkrementen düngen muss), was bedeutet, dass er den Mars kolonisiert hat – ganz alleine. Mark Watney ist der Über-Pionier in dieser Liste, zumindest wenn es um „erste Male“ geht. Um es mit seinen eigenen Worten zu sagen: „Das mach mir mal nach, Neil Armstrong!“

Andy Weir: Der Marsianer • Roman • Aus dem Amerikanischen von Jürgen Langowski • Wilhelm Heyne Verlag, München 2014 • E-Book • bis 22.10.2018 nur € 4,99 • im Shop

 

Elliott Grosvenor („Die Expedition der Space Beagle“)

Lage bevor die Enterprise zu den Sternen aufbrach, schickte A. E. van Vogt seine Forschungsexpedition auf die in Galaxis: das Team an Bord der Space Beagle (inspiriert von dem Schiff, das Charles Darwin einst um die Welt trug) werden die ersten Menschen sein, die unsere Nachbargalaxis erreichen und untersuchen. Doch der Weg dorthin ist lang und gefährlich, denn bereits in dieser Galaxis gibt es Wesen, die uns Menschen gefährlich werden können. Da ist das katzenartige Alien Cœrl, für den Menschen eine willkommene Abwechslung auf dem Speiseplan sind; die telepathisch begabten Vogelwesen Riim; und das Geschöpf Ixtl, das seine Eier in andere Wesen ablegen muss, um zu überleben. Gut, dass die Space Beagle den Nexialisten Elliot Grosvenor an Bord hat. Der Universalgelehrte wird zwar von seinen hochspezialisierten Kollegen anfangs nicht sehr geschätzt, aber da er in jeder Situation einen kühlen Kopf bewahren kann, rettet er mehr als einmal die gesamte Mission.

Alfred Elton van Vogt: Die Expedition der Space Beagle • Roman • Aus dem Amerikanischen von Rainer Eisfeld • neu durchgesehen und ergänzt von Sven-Eric Wehmeyer • Wilhelm Heyne Verlag, München 2018 • Taschenbuch • 352 Seiten • € 9,99 • im Shop

 

Portia („Die Kinder der Zeit“)

Portia ist eine der ungewöhnlichsten Heldinnen in der Science-Fiction überhaupt: sie sehr klug, eine geschickte Jägerin mit einem großen Sinn für Taktik, sie ist Männchen gegenüber geradezu tolerant eingestellt, und sie kann selbst mit ihren peripheren Augen gestochen scharf sehen. Ach ja, und sie ist eine Springspinne, die von einem experimentellen Nano-Virus infiziert wurde. Das Virus sollte eigentlich Affen „upliften“ und sie intelligenter machen, doch das gewagte Experiment ging schief, das Transportschiff verglühte in der Atmosphäre, und es blieben lediglich die Wirbellosen, die schon auf dem terrageformten Planeten Eden ausgesetzt worden waren. Das Nanovirus befiel sie und machte sie intelligenter, sodass sie irgendwann nach den Sternen griffen. Doch das Weltall ist alles andere als leer: unter anderem leben dort inzwischen die Menschen, die nach der Zerstörung der Erde ins All aufgebrochen sind. Sie suchen eine neue Heimat – und meinen, sie in Eden gefunden zu haben. Portia muss all ihren Mut zusammennehmen, wenn sie ihre Welt retten will …

Adrian Tchaikovsky: Die Kinder der Zeit • Roman • Aus dem Englischen von Birgit Herden • Wilhelm Heyne Verlag, München 2018 • Paperback • 672 Seiten • € 15,99 • im Shop

 

Roger Torroway („Mensch +“)

Roger Torroway war als Astronaut erst im All, dann zusammen mit seiner Frau Dorrie auf allen Magazin-Covern. Jetzt, da die Menschheit kurz davorsteht, sich in einem globalen Krieg zu vernichten, wird Torroway für das „Mensch +“-Programm ausgewählt, das einen neuen Menschen erschaffen soll, der ohne Hilfsmittel auf dem Mars überleben kann. Torroway wird verschiedenen medizinischen Prozeduren unterzogen, bei denen sein Körper Stück für Stück durch künstliches Fleisch ersetzt wird. Er bekommt andere Augen, eine andere Lunge, andere Beine, Flügel und eine ganze Reihe neuer Sinnesorgane. Äußerlich hat er nichts mehr mit einem Menschen gemein. Aber innerlich ist er nach wie vor ein Mann – und genau hier liegt sein Dilemma: Auf der Erde entfremdet er sich mit jedem weiteren Tag von seinen Mitmenschen, auch von seiner Frau. Erst, als er auf dem Mars ankommt, ergibt sein neuer Körper einen Sinn für Torroway. Doch wie soll er jetzt, als „Marsianer“, eine Mission erfüllen, die ihm von einer anderen Spezies – den Menschen – gegeben wurde? Und wie soll er damit umgehen, dass er der erste einer völlig neuen Art ist?

Frederik Pohl: Mensch + • Roman • Aus dem Amerikanischen von Tony Westermayr • Wilhelm Heyne Verlag, München 2015 • E-Book • 4,99 •im Shop

 

Die Walkaways („Walkaway“)

Was tun, wenn einem die Gesellschaft, in der man lebt, nicht gefällt, weil sie korrupt, ungerecht und diskriminierend ist? Wenn man keine Zukunft mehr für sich in einer Welt, die auf absolute Gewinnmaximierung ausgelegt ist, sieht? Wenn man nicht länger mit ansehen kann, wie die Umwelt zerstört, Ressourcen verschwendet, Minderheiten unterdrückt werden? Man könnte sich verbittert mit den Umständen arrangieren und versuchen, unter diesen Umständen irgendwie zu überleben. Oder man könnte es machen wie die Walkaways und einfach weggehen. Sich am Rande der „Zivilisation“ eine neue Gesellschaft aufbauen. Die Häuser kommen aus dem 3-D-Drucker, das Rohmaterial ist das, was die Gesellschaft weggeschmissen hat. Die Walkaways helfen einander aus, sie teilen Ressourcen, sie versuchen, keinen Fußabdruck auf dieser Welt zu hinterlassen. Und obwohl es unzählige Kommunen gibt, die alle nach eigenen Regeln leben, schaffen sie es doch, Erfindungen zu machen, die die menschliche Existenz grundlegend verändern können. Sie sind also in jeder Hinsicht Pioniere – jeder einzelne von ihnen.

Cory Doctorow: Walkaway • Roman • Aus dem kanadischen Englisch von Jürgen Langowski • Wilhlem Heyne Verlag, München 2018 •Paperback • 736 Seiten • € 16,99 • im Shop

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