29. Januar 2022 2 Likes

„Hidden Deep“: The Thing meets Alien

Angespielt: Spannender Horror-Trip unter Tage

Lesezeit: 3 min.

Erst neulich hatten wir an dieser Stelle mit Exo One das Vergnügen einer Ein-Mann-Produktion (hier nochmal unser Kurztest), die uns trotz kleinerer Macken insgesamt überzeugt hat. Nun steht mit Hidden Deep, das seit Kurzem als Early Access für PC erschien (und 2022 auch für Xbox Series X und Switch kommen soll), schon das nächste Indie-Spiel ohne weitere Entwicklerpower an, das wir so ins Herz geschlossen haben, um es näher vorzustellen.

Dies ist allerdings im Fall von Hidden Deep etwas weniger verwunderlich als bei Exo One, denn mit dem polnischen Designer Lukasz Kaluski könnten einige ältere Spielesemester tatsächlich drei Retrotitel aus seligen Amiga-Tagen in Verbindung bringen (u.a. The Last Soldier). Diese sehr klassisch geprägten Erfahrungen in der Entwicklung von Spielen merkt man Hidden Deep im positiven Sinne durchaus an. So konzentriert sich Kaluski in seinem düsteren Action-Adventure auf klare filmische Genrereferenzen wie Alien oder The Thing und machte daraus einen packenden Überlebenskampf unter Tage. Ein Konzept, das offensichtlich auch Daedalic Entertainment begeisterte, sodass die erfahrene Publisher-Firma bei diesem Projekt mit einstieg.

Der Storyrahmen zu Hidden Deep ist schnell geklärt: Ein Forschungsteam soll tief unter dem Meeresboden Anomalien untersuchen. Als man nach weit über 600 Tagen plötzlich nichts mehr von ihnen hört, wird ein weiteres Team geschickt, um nach den Vermissten zu suchen und die Umstände zu klären. Kenner von Alien und The Thing ahnen, dass hierbei wohl irgendeine Form von außerirdischem Leben eine Rolle spielen könnte – und die fällt natürlich not friendly aus.

Spielerisch erweist sich das 2D-Abenteuer im retrohaften Grafikstil als angenehm komplex. Wir steuern direkt oder via Befehle ein Team aus vier Mitgliedern durch ein sehr weit verzweigtes Areal und nutzen deren unterschiedlichen Fähigkeiten. Neben typischer Waffengewalt gehört vor allem der Einsatz von Technik (wie Scanner), Gadgets (z.B. Enterhaken) und Fahrzeugen (u.a. Drohnen) fest zum Spielprinzip, um innerhalb des dunklen Höhlensystems voller Hindernisse voranzukommen und sich verschiedener kleiner wie großer Angreifer zu erwehren. Wer will kann das Ganze lokal oder online im Koop angehen und so die auf gut 20 Stunden angelegte Storykampagne tatsächlich im Team erleben. Hinzu kommt ein Herausforderungsmodus, in dem man verschiedene Ziele erledigen muss, wobei es hier ebenso möglich ist, allein oder mit Freunden zu spielen.

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Und wie spielt sich Hidden Deep nun so? Im Grunde erstaunlich gut. Die limitierte Präsentation setzt ganz auf Atmosphäre, die schon nach wenigen Minuten ein Gefühl von Beklemmung freisetzt. Mit unseren Figuren dringen wir immer tiefer in das von uns erst kartografierte Höhlensystem ein und wir müssen dabei – eingeschränkte Sicht bzw. Orientierung inklusive – stets auf alles gefasst sein. Gerade scheinbar einfache Aufgaben wie Klettern, Abseilen, Bohren, Brücken bauen oder mit wenig Sauerstoff zu tauchen gestalten sich doch knifflig und führen schneller als gedacht zum Bildschirmtod unserer Figuren. Die Steuerung auf PC gestaltet sich aufgrund zahlreicher Tastenbelegungen dabei zwar als anspruchsvoll, aber nach einiger Zeit gut machbar. Selbst die Befehle an unser Team werden halbwegs zielsicher ausgeführt.

Besonders intensiv wird es immer dann, wenn uns neben unseren Aufgaben zur Erkundung plötzlich Aliens attackieren und wir sie mit gepflegten Schüssen in alle Richtungen (auch beim Abseilen) ausschalten. Außerdem können nicht aktiv gesteuerte Teammitglieder von Aliens sogar infiziert sein, ohne dass wir es wissen, was zusätzlich für Spannung sorgt. So kann es beispielsweise dazu kommen, dass wir eigene Leute bewusst oder aus Versehen selbst abschießen, da wir sie im Verdacht haben oder sie uns tatsächlich schaden wollen.

Diese Gnadenlosigkeit zeigt, wie schwierig Hidden Deep wohl gerade gegen Ende hin werden könnte. Nach gut 5 Stunden Spielzeit, in denen immer wieder Überraschungen wie kryptische Apparaturen, Begegnungen mit weiteren Figuren und natürlich frische Alienmonster auf je eigene Weise für Abwechslung gesorgt haben, besteht trotz des natürlich gleichförmigen Designs und einiger Schwierigkeiten bei der Spielbarkeit ganz klar die Lust, den Geheimnissen von Hidden Deep bis zum Ende auf den Grund zu gehen.

Daher wäre es schön, wenn Kaluski möglichst bald sein Projekt aus der Early Access- in die finale Phase überführen könnte, damit alle Fans von stimmungsvollem Sci-Fi-Horror komplett auf ihre Kosten kommen.Aktuell ist der Titel übrigens für rund 20 Euro zu haben. 

Hidden Deep • Cogwheel Software • Horror/Action-Adventure • Xbox Series X/Switch/PC

Abb. © Daedalic Entertainment

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