13. Dezember 2022

„The Entropy Centre“: Richtig guter „Portal“-Klon

Der Knobelshooter von Stubby Games im Test

Lesezeit: 3 min.

Weltuntergang, knifflige Rätsel und das mit einer sprechenden Waffe? Wem das bereits zu seltsam klingt, dem könnte eines der feinsten Spiele dieses Jahres entgehen. Denn The Entropy Centre des englischen Mini- bzw. Ein-Mann-Studios Stubby Games schafft etwas, was nur wenigen Titeln vergönnt ist: Es nimmt sich einen Genremeilenstein (in dem Fall Portal) zum Vorbild, kopiert diesen in gewisser Weise, scheitert aber trotz geringem Budget nicht an diesem Anspruch und liefert so einen fast ebenbürtigen Bruder im Geiste ab.

The Entropy Centre, das seit Anfang November digital für alle Konsolen (außer Switch) und PC zum Preis von ca. 25 Euro erhältlich ist, startet videospieltypisch mit der W-Frage, worum es eigentlich geht. Denn unsere aus der Egosicht gesteuerte Spielfigur Aria Adams, die seltsamerweise eine Knobelexpertin sein soll, hat zunächst keinen Schimmer, dass sie den drohenden Weltuntergang verhindern soll und dafür auf dem Mond unterwegs ist.

Die weitläufige Station entpuppt sich als verlassen und verfallen, sodass der Fokus des Spiels trotz der Wichtigkeit unserer Schusswaffe nicht auf Action, sondern der Lösung kniffliger Physikrätsel besteht. Unsere Waffe ist aber auch streng genommen keine, sondern ein Werkzeug, das sich als tragbares Entropiegerät herausstellt. Damit lassen sich tatsächlich Gegenstände bzw. die Zeit manipulieren, indem bestimmte Zustände zurückgespult werden können.

Hat man etwa einen Kasten an einer Stelle platziert, lässt sich mit einem Schuss dieser wieder an seine frühere Position verfrachten, solange der eigentliche Transportprozess davor nur ungefähr einige Sekunden gedauert hat. Aus diesem in der Praxis schnell verinnerlichten Prinzip schöpft das Spiel viel Rätselpotenzial. So gilt es, Ventile mit einem Beschuss so zurückzudrehen, um an einem Gasleck vorbeizukommen, Blöcke zu positionieren, um Türen zu öffnen oder Laserstrahlen, Trampolinplatten und Laufbänder geschickt einzusetzen.

Mit der Zeit werden die Aufgaben innerhalb der gut 14-15 Stunden langen Solokampagne mit seinen 16 Kapiteln immer schwieriger, allerdings wird es weder frustrierend noch unlogisch und die Lernkurve ist so gut balanciert und jede Mechanik solide eingeführt, dass sich ein wunderbar motivierender „Ein-Abschnitt-geht-noch“-Modus einstellt. Daran ändern auch die mehrfach eingestreuten Actionpassagen nichts, in denen wir unter Zeitdruck aus kollabierenden Gängen entkommen müssen. Diese das Geschehen auflockernden Passagen hätten sich aber sicherlich mit mehr Feinschliff etwas weniger nach Trial&Error angefühlt und sind letztlich nicht unbedingt das Salz in der hier aufgetischten Rätselsuppe.

Zur besonderen Atmosphäre trägt hingegen vor allem die Waffen-KI Astra bei, die ständig mit uns plaudert (Stichwort Portal) und mit viel Humor punktet, der – etwa beim Thema Katzen – auch herrlich ins Absurde abdriftet. Zusätzlich treffen wir immer wieder den Roboter E, der auf seine ruhige Art genauso knuffig ist wie Astra und damit ebenfalls Freude macht. Die eigentliche Handlung tritt letztlich eher in den Hintergrund und dient immerhin noch als ordentlicher Aufhänger für Arias Weg durch die Rätselkammern und die nächsten Gespräche mit Astra. Die Dialoge sind solide englisch vertont und dank deutscher Untertitel auch für SpielerInnen gut verständlich, die der englischen Sprache nicht so mächtig sind.

Grafisch gehört The Entropy Centre sicherlich nicht zu den Sternstunden selbst im Indiesektor, jedoch kann man der Umsetzung unter dieser Prämisse im Grunde nichts vorwerfen. Der Grafikstil zeigt sich als sehr stringent, die Technik läuft sauber (wir spielten auf PS4) und die Steuerung funktioniert fehlerfrei. Schlussendlich ergibt sich somit ein sehr abwechslungsreiches, witziges und hochgradig motivierendes Knobelerlebnis, das sich SpielerInnen, die auch nur halbwegs etwas mit diesem Genre anfangen können, unbedingt ansehen sollten.

Fazit

Cleveres Design, tolle Spielbarkeit und prägnante Sidekicks machen aus The Entropy Centre ein echtes Highlight im Puzzle-Bereich.

The Entropy Centre • Stubby Games • Puzzle-Adventure/Shooter • PS4/PS5/Xbox One/ Xbox Series X/PC

Abb. © Playstack

 

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