29. Juni 2022 1 Likes

„Was bringt die Zukunft für …“ - Zukunft ist gut für alle!

Die Zukunft ist rosig und wunderbar; zumindest in einer neuen Netflix-Serie

Lesezeit: 3 min.

Einst sprach Karl Valentin „Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen“, ein Bonmot, mit dem man das Nachdenken über die Zukunft beenden könnte, schließlich wird man unweigerlich erleben, was die Zukunft bringen wird. Mit dieser Einstellung würde man allerdings viele interessante Bücher und Filme aus dem Stand ignorieren, vor allem aber könnte man nichts für eine Internetseite namens diezukunft.de schreiben …

Während im alten Europa und besonders in Deutschland der Blick in die Zukunft angesichts von Ukraine-Krieg, steigender Inflation und wohl bald rasant steigenden Gaspreisen eher düster erscheint, sieht das in den USA und besonders im Herzen des Silicon Valleys ganz anders aus. Glaubt man den Predigern und Gurus der Moderne, den CEOs der Technologiekonzerne von Meta über Apple bis Google, gibt es kein Problem, das nicht mit dem gezielten Einsatz einer bestimmten Technik gelöst werden kann. Das viele der bestehenden Probleme der Menschheit gerade erst durch den Einsatz von einstmals innovativ und revolutionär anmutenden Techniken entstanden sind, wird dabei gerne vergessen: Zeit für Selbstkritik, Zeit für einen Blick in die oder gar eine Analyse der Vergangenheit bleibt kaum, schließlich muss der nächste heiße Technik-Scheiß entwickelt und vermarktet werden.

Die neue Netflix-Serie „Was bringt die Zukunft für…“ ist nun eine Serie ganz im Geiste des Silicon Valleys, man könnte fast denken, dass sie in den Denklaboren der Techriesen entstanden ist, um etwaige Zweifel am Versprechen einer besseren Zukunft durch Technologie durch möglichst rasante Schnitte und bunte Grafiken schon im Keim zu ersticken.

Kaum mehr als 20 Minuten sind die einzelnen Folgen lang, die sich mit jeweils einem Thema beschäftigen. Die Auswahl macht dann sehr schnell klar, dass es hier dezidiert um die Zukunft von westlichen Wohlstandsbürgern geht, denn Zukunftsfragen, mit denen sich momentan vor allem noch der globale Süden beschäftigt, bleiben weitestgehend außen vor. Gleich die erste Episode gibt hier den Ton vor und fragt: Was bringt die Zukunft für … Hunde. Da erfährt man, dass es Wissenschaftler gibt, die tatsächlich daran arbeiten, das Schwanzwedeln und Bellen der vierbeinigen Wesen zu interpretieren. Was zunächst etwas seltsam anmutet, aber wenn man erfährt, dass Menschen allein in Amerika satte 100 Milliarden Dollar für Haustiere ausgeben, weiß man, woher der Wind weht.

Und so geht es weiter: Eine Episode analysiert das Dating-Verhalten, eine das Gaming, beides fraglos ebenfalls Bereiche mit gigantischem kommerziellen Potential. Spannender sind da Folgen, die sich mit Zimmerpflanzen und Cheesburgern beschäftigen, zugegebenermaßen auf den ersten Blick auch nicht unbedingt die relevantesten Bereiche zukünftiger Probleme. Doch sie zeigen Entwicklungen in der Nahrungsmittelproduktion auf, die es vielleicht bald ermöglichen, umweltfreundlicheres Fleisch zu produzieren. Technisch aufgepeppte Zimmerpflanzen wiederum könnten dazu dienen, das Raumklima individuell zu verbessern, was allerdings auch wieder zum Ausgang zurückführt: Viele der hier aufgezeigten Probleme, zu denen technologische Lösungen angeboten werden, sind erst durch andere Technologien entstanden. Doch aus diesem Hamsterrad auszusteigen wäre natürlich schlecht für die Margen, daher heißt es im Silicon Valley und in der Ideologie dieser Miniserie: Lieber eine alte Technologie durch eine neue ersetzen, als an grundlegenden Veränderungen arbeiten.

Was bringt die Zukunft für… • The Future of, USA 2022 • 12 Folgen, jetzt bei Netflicx verfügbar

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