28. Januar 2024

„Badland Hunters“: Öde Malen-nach-Zahlen-Dystopie

Bud Spencer mit Gore

Lesezeit: 3 min.

Zu Anfang gleich mal Entwirrung: „Badland Hunters“, ab sofort auf Netflix abrufbar, wird an vielen Stellen als Sequel zu – nicht auf Netflix abrufbar – „Concrete Utopia“ (2023) oder als Teil des „Concrete Utopia“-Universums angepriesen. Offenbar scheinen sich beide Filme – was die visuelle Seite und das Feeling angeht – sehr ähnlich zu sein. „Badland Hunters“-Regisseur Heo Myeong-haeng meint allerdings, dass es sich bei seinem Film um einen komplett anderen handelt, und an dieser Stelle kann – in völliger Unkenntnis von „Concrete Utopia“ – auch bestätigt werden, dass an keiner Stelle das Gefühl aufkommt, es entgeht einem irgendwas. Man kann problemlos folgen. Wer Zeit sparen will, kann nebenbei auch ein Buch lesen und lediglich auf den Bildschirm gucken, wenn’s Action gibt, denn ansonsten wird während der viel zu langen 107 Minuten so sehr nach Zahlen gemalt, dass man den Film bereits während des Ansehens wieder vergisst.

Südkorea ist von einem Erdbeben völlig zerdeppert worden, die hochmoderne Nation ist nun eine Einöde. Die Badland Hunters, eine Gruppe erfahrener Jäger sind das letzte Bollwerk gegen Banditen und Mutanten. Angeführt werden die tapferen Recken von Nam San (Dong-Seok Ma) und Choi Ji-wan (Lee Jun-yeoung), die die Gegend nach allem Brauchbaren durchforsten, um ein kleines von Überlebenden gegründetes Dorf zu unterstützten. Doch eines Tages wird die junge Su-na (Roh Jeong-eui) von unverschämt gut gekleideten Fremden mit falschen Versprechungen aus dem Dorf direkt in die Fänge eines durchgeknallten Doktors gelotst, der nach einer Möglichkeit forscht, unsterblich zu werden und bei seinen Experimenten gekidnappte Dorfbewohner verschleißt oder in Mutanten verwandelt. Nam und Choi machen sich auf den Weg, um das Mädchen zu retten. Choi ist dabei noch zusätzlich motiviert, da er ein Auge auf Su-na geworfen hat …

Klingt bekannt? Ja, ist es auch und wie! Bei „Badland Hunters“ handelt es sich um eine einzige, überlange Aneinanderreihung von Versatzstücken aus dutzenden anderen Filmen. Von „World War Z“ über „I Am Legend“ bis „Resident Evil“ – man kennt absolut alles von absolut überall her, es gäbe an sich keinen Grund nicht sofort die nächste Position auf der Netflix-Watchlist anzuklicken, wäre da nicht Ma Dong-Seok. Der auch als Don Lee bekannte Darsteller hat sich dank „Train To Busan“ (2016) zu einem der größten Actionstars des südkoreanischen Kinos entwickelt und man versteht sofort wieso: Der charismatische Hüne mit den extrabreiten Schultern und dem irgendwo zwischen müde und melancholisch pendelnden Blick verkörpert eine liebenswerte Mischung aus Teddy und Dampframme und verströmt innerhalb Sekunden wohlige Bud-Spencer-Vibes.

Wobei Dong-Seok zwar mit ebenso großer Freude Backpfeifen verteilt und für humorvolle Momente sorgt, aber – anders als sein italienisches Pendant – über Kampfsport-Expertise verfügt und auch zur Machete und zu Schusswaffen greift, was die Auseinandersetzungen variantenreicher macht und vor allem im ausgedehnten Finale zu ausgiebig Geschmadder führt. Der Bud-Spencer-Vibe wird dadurch noch erhöht, dass Dong-Seok mit Lee Jun-young einen deutlich jüngeren, schmaleren Partner an die Seite gestellt wurde, der zwar weniger auf physische Auseinandersetzungen Wert legt, mit seiner quirligen Art aber einen Terence-Hill-artigen Kontrast zur wortkargen, knurrigen Donnerfaust darstellt. Leider werden das komische Potential von Dong-Seok viel zu wenig und die Buddy-Dynamik zwischen Dong-Seok und Jun-young kaum genutzt: „Badland Hunters“ hätte noch viel mehr Humor gebraucht, um das inhaltliche Badland vergessen zu lassen, er erzählt das Nichts an Plot zudem viel zu umständlich, verschwendet zu viel Zeit mit Redundanzen.

Jedenfalls können letztendlich weder Dong-Seok noch die etwas fahrig eingefangenen und ungünstig verteilten, aber an sich guten und abwechslungsreichen Actionszenen drüber hinwegtäuschen, dass es sich bei „Badland Hunters“ insgesamt um dröge, austauschbare Wegwerfware handelt.

Badland HuntersSüdkorea 2023 • Regie: Heo Myeong-haeng • Darsteller: Heo Myeoing-haeng (Don Lee), Lee Hee-joon, Lee Jun-young, Roh Jeong-eui • Netflix

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