3. Juli 2022 1 Likes

„Primordial“ und „Black Hammer Reborn“

Tierische Kosmonauten und eine Superheldin von Jeff Lemire & Co.

Lesezeit: 3 min.

Der Kanadier Jeff Lemire („Sweet Tooth“) und der Italiener Andrea Sorrentino („Secret Empire“) gelten mittlerweile als Dream-Team der Comic-Moderne und haben für ihre gemeinsame Arbeit auch schon den Eisner Award erhalten. Nach „Green Arrow“, „Old Man Logan“, „Joker: Killer Smile“ und „Gideon Falls“ legen sie mit „Primordial“ nun ein neues Panel-Werk aus dem Creator-Owned-Bereich vor, das bei Splitter direkt als Komplettband auf Deutsch erscheint. In ihrer Alternativweltgeschichte stellen die USA und Russland ihre Raumfahrtprogramme Ende der 1950er ein, nachdem die Hündin Laika sowie die Affen Able und Baker im All auf etwas Seltsames stießen, das Grund zur Sorge gab. Während Anfang der 1960er zwei Wissenschaftler von beiden Seiten des eisernen Vorhangs die Tiere trotz aller Widerstände auf die Erde zurückholen wollen, sind Laika, Able und Baker im Weltraum einer fremden Macht ausgesetzt – und verändern sich ebenso gravierend wie die Welt der Menschen. Bei der Lektüre dieser Science-Fiction-Geschichte, deren Timing geopolitisch gesehen einfach nur Pech ist, hat man ständig das Gefühl, dass Lemire und Sorrentino sich primär vor Grant Morrison und Frank Quitely verbeugen wollen. Dagegen gibt es prinzipiell nichts zu sagen, aber es ist ein bisschen wenig für zwei Superstars ihres Kalibers. Sorrentino gelingen allerdings wirklich einige starke Seiten und Spielereien mit dem Layout.

Darüber hinaus führt Jeff Lemire sein eigenständiges, nichtsdestotrotz extrem referenzreiches Black Hammer-Superhelden-Universum mit „Black Hammer Bd. 5: Reborn Buch 1“ in eine neue Ära. Das massiv von DC und Marvel inspirierte Franchise begann damals sehr stark mit der Kernserie von Lemire und Auftaktzeichner Dean Ormston, wofür es zurecht den Eisner Award gab, faserte trotz einiger guter Miniserien aber dann recht ufer- und teils sogar etwas belanglos aus (wenngleich Bände wie „Skulldigger & Skeleton Boy“ oder „Barbalien: Roter Planet“) zwischendurch immer wieder Ausrufezeichen setzten). Umso erfreulicher, dass es Lemire nun hinkriegt, der Hauptserie und der zweiten Heldin namens Black Hammer mittels Zeitsprüngen einen Neustart zu ermöglichen, der diverse Elemente und Figuren der bisherigen Bände (u. a. eben Skulldigger) aufgreift und dennoch stets zugänglich, frisch und unterhaltsam bleibt. Zeichnerin Caitlin Yarsky („Coyotes“) bringt einen etwas klareren Look nach Spiral City, der durchaus zu dieser Neuausrichtung zwischen Familienproblemen und staatlicher Antisuperschurkenpolizei passt und ein wenig an „Invincible“ erinnert. Sieht so aus, als wäre „Black Hammer“ wieder auf Kurs, selbst wenn die Dosis zur Wiedergeburt und zum Durchstarten etwas klein ausfällt.

Ungeachtet dessen bleibt es anscheinend dabei, dass Mr. Lemires Einzelwerke um „Roughneck“, „Royal City“ oder „MazeBook“, die er wie „Sweet Tooth“ geschrieben und selbst gezeichnet hat, einfach nicht mehr den Sprung über den großen Teich schaffen, obwohl sie in den meisten Fällen ebenfalls eine Genre-Komponente besitzen – und alles in allem die überzeugenderen, faszinierenderen Comics sind, die Lemires ganzes Können zeigen.

Abb.: Black Hammer™ © 2021, 2022, 171 Studios, Inc., and Dean Ormston / dt. Ausgabe Splitter Verlag; Primordial Copyright © 2022 Image Comics, Inc. / Jeff Lemire, Andrea Sorrentino and Dave Stewart All rights reserved / dt. Ausgabe Splitter Verlag

Jeff Lemire, Andrea Sorrentino: Primordial • Splitter, Bielefeld 2022 • 176 Seiten • Hardcover: 25 Euro

Jeff Lemire, Caitlin Yarsky: Black Hammer Bd. 5: Reborn Buch 1 • Splitter, Bielefeld 2022 • 112 Seiten • Hardcover: 22 Euro


aus „Primordial“, Splitter


aus „Primordial“, Splitter


aus „Black Hammer: Reborn 1“, Splitter


aus „Black Hammer: Reborn 1“, Splitter

 

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