5. Januar 2024 1 Likes

„Pure: The Sexual Revolutions of Marilyn Chambers“

Von Porno zu Cronenberg

Lesezeit: 2 min.

Wie? Was? Porno? Porno? Hier? Ja! Aber mit gutem Grund! Debütant Jared Stearns hat ein Buch über die 2009 im Alter von nur 56 Jahren leider verstorbene 70er-Jahre-Porno-Ikone Marylin Chambers geschrieben. Die war aber nicht irgendein Pornosternchen, sondern durchaus was Besonderes – es gibt bestimmt nicht viele Künstlerinnen, die einen derart wilden Lebenslauf hatten.

Ihre Karriere fing als Werbemodel – ausgerechnet – für die Seifenmarke Ivory Snow von Procter & Gamble an, in deren Werbekampagnen besonders die Reinheit betont wurde. 1972 spielte sie dann, zum Entsetzen von Procter & Gamble, die sofort alle Werbemotive mit ihr entfernen ließen (was den Hype natürlich erst recht befeuerte), im psychedelischen Pornoüberklassiker „Behind the Green Door“ die Hauptrolle. Daran verdiente sie sehr gut, denn „Behind the Green Door“ wurde zu einem gigantischen Erfolg und Chambers war smart genug sich nicht nur eine ordentliche Gage, sondern zusätzlich eine Gewinnbeteiligung zu sichern.

Der Film kam zu einer Zeit, in der Porno vom Hinterhof-Produkt zum Mainstream-Phänomen wurde und eine ganze Reihe von heutigen Klassikern enstanden, die man sich im Zeitalter der Privatclips nur noch ganz schwer vorstellen kann: Gedreht auf 35mm, zum Teil besetzt mit echten Schauspielern und hemmungslos experimentierfreudig: So fliegt in einer besonders abgedrehten Sequenz in „Behind the Green Door“ das Ejakulat eines Mannes fast sieben Minuten durch die Gegend (was ein klitzekleines bisschen wie eine sehr frühe Form des Bullet-Time-Effekts bei „Matrix“ anmutet). Unbestätigten Gerüchten zur Folge hat auch Stanley Kubrick („2001: Odysee im Weltraum“) den Film gesehen – natürlich versehentlich, eh klar – was wiederum einen gewissen Einfluss auf „Eyes Wide Shut“ (1999) hatte. Das ist nicht so unwahrscheinlich, denn eine gewisse Ähnlichkeit gibt’s durchaus.


aus Cronenbergs „Rabid“

Chambers lieferte in der drauffolgende Zeit weitere Klassiker des Erwachsenenfilms wie zum Beispiel „Insatiable“ (1980), startete aber ebenso eine recht erfolgreiche Karriere als Theaterdarstellerin und eine – obwohl ihr Talent bescheinigt wurde – wenig gut laufende Karriere im konventionellen Spielfilm, das Debüt war hier David Cronenbergs „Rabid - Überfall der teuflischen Bestien“. Von der Zusammenarbeit mit der Regie-Legende sprach sie Jahre später noch in höchsten Tönen und meinte, dass ihr Cronenberg viel beigebracht habe. Deswegen versuchte sie sich immer mal wieder als Sängerin und hatte mit „Benihana“ einen kleinen Charterfolg. 2004 trat sie für die kurzlebige Personal Choice Party bei den Präsidentschaftswahlen als Kandidatin für das Amt des Vizepräsidenten an.

Ein reichhaltiges Leben also – das Buch „Pure: The Sexual Revolutions of Marilyn Chambers (Headpress) wird mit Sicherheit sehr interessant und mitreißend.

Einen kleinen Einblick ins Buch gibt’s hier.

Bis zur Veröffentlichung dauert’s aber leider noch bis zum 22. April 2024.

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