2. Februar 2021 3 Likes

Exklusive Leseprobe: „Die kalten Sterne“

John Birminghams neue Space Opera entführt uns in die ferne Zukunft der Menschheit

Lesezeit: 11 min.

Vor hundert Jahren brachen die Sturm über die Völker der Galaxis herein. Diese Terroristen sahen Menschen mit Bio-Mods oder gentechnischen Veränderungen nicht mehr als Menschen an und führten einen erbitterten Krieg gegen sie. Nur unter größten Anstrengungen und mit der Hilfe eines brillanten Mannes, der wider Willen zum Kriegsheld wurde, konnten die Sturm geschlagen werden. Man verbannte sie ins Dunkel zwischen den Sternen und glaubte sie besiegt. Doch der Feind war alles andere als vernichtet … John Birminghams neuster Roman Die kalten Sterne (im Shop) ist eine actiongeladene Space Opera, die den Lockdown-Blues im Nullkommanichts vertreibt!

 

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»Sie werden alt. Schon wieder.«

»Halt die Klappe, Hero.«

Professor Frazer McLennan stemmte sich ächzend vom Boden hoch. Es missfiel ihm, sich vor Hero anmerken zu lassen, wie viel Mühe ihm das bereitete, aber seine Knie waren steif geworden, ein Bein schlief ihm gerade ein. Er hatte auf einem Gelkissen gesessen, das seinen alternden Hintern vor dem harten Boden schützte, aber der Intellekt hatte recht: Er wurde wieder alt, und das ließ sich nicht verbergen. Sie hatten das schon zu oft miteinander durch.

McLennan blinzelte in das grelle Licht, das auf die ausgedörrte Wüste im Süden von Van Maartensland herunterbrannte. Der gewaltige äquatoriale Superkontinent umschloss zwei Drittel von Batavia. Die hiesige Sonne, ein mittelalter Stern der Spektralklasse B, stand fast genau über seinem Kopf und legte sich so richtig ins Zeug. Selbst im Schatten des hoch aufragenden uralten Generationsschiffs war McLennan zumute wie einem Käfer auf einem Hitzeschild. Es würde noch volle drei Stunden dauern, bis die heißeste Phase des 27-Stunden-Tags anbrach, und schon jetzt hatte er Schwierigkeiten, in dem gleißenden Licht überhaupt die Augen zu öffnen.

Wenn sich das Sonnenlicht auf den Solarpaneelen spiegelte, die auf den Zelten ihres Lagers angebracht waren, gab es so helle Lichtblitze, dass sie sogar durch den blendend hellen weißen Nebel stachen, als den er die Welt sah. Aber auch schon das Tageslicht allein war derart mörderisch, dass er sich nicht traute, länger als einen kurzen Augenblick hinzusehen.

»Ein paar nette kleine reaktive Kontaktlinsen würden dieses Problem sofort beheben, das wissen Sie schon, oder?«, stellte Hero fest. »Und ich rede wirklich nicht von Bio-Mods oder Gentech-Operationen. Sehen Sie? Ich halte praktisch den Mund. Verkneife es mir, Sie auf das Offensichtliche hinzuweisen. Mal wieder.«

»Du hast überhaupt keinen Mund, du verfickter, klappernder alter Schrotthaufen«, brummte McLennan. »Das muss wohl das Offensichtliche sein, was du gerade nicht erwähnst, und das sollte sogar einem schrottreifen kleinen Roboter wie dir klar sein. Oder wirst du jetzt allmählich doch von Demenz befallen, Herodotus?«

Der vorsintflutliche Intellekt flammte in ärgerlichem Rot auf, ehe er wieder sein undurchdringliches Obsidianschwarz annahm. »So sind Sie immer, wenn Sie fünfzig werden«, antwortete Hero mit lustloser Abfälligkeit. »Erst wird Ihr Körper wartungsbedürftig, dann Ihre Manieren. Habe ich jemals erwähnt, was für eine unerfreuliche Gesellschaft Sie in Ihren jeweils zwanzig letzten Lebensjahren sind?«

»Ununterbrochen«, knurrte McLennan, streckte die Knie durch und versuchte, die Durchblutung des tauben Beins wieder in Gang zu kriegen. Bei der Untersuchung des Artefakts, eines Chirurgie-Bots in der zweiten Krankenstation vorn im Schiff, hatte er ungünstig darauf gehockt.

Die Bruchlandung hatte die Außenhülle der Voortrekker im Bereich der Krankenstation aufgerissen, und im Lauf der Jahrhunderte hatte sich alles mit dem groben weißen Sand und Kies der Großen Eisenwüste gefüllt. Die Grabungsdrohnen hatten zwei Tage gebraucht, um alles behutsam auszubuddeln. Natürlich hätten sie es auch in wenigen Stunden erledigen können, aber dabei wären womöglich die Fundstücke beschädigt worden, einschließlich der drei ausgezeichnet erhaltenen Toten.

McLennan lehnte sich gegen das verbogene Schott, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Die Taubheit in seinem Bein wich einem Kribbeln aus lauter kleinen Nadelstichen.

»Schon wieder falsch«, sagte Hero. »Ich habe es phasenweise im Lauf von zusammengerechnet hundertsiebenunddreißig Jahren gelegentlich erwähnt, und zwar im Laufe der jeweils letzten Jahrzehnte von insgesamt sieben Inkarnationen. Ich könnte es Ihnen als Datenpaket schicken. Also jedenfalls könnte ich das, wenn Sie wenigstens das allereinfachste Neuralnetz hätten, um es zu empfangen, was nur deshalb nicht der Fall ist, weil Sie eine einfach lächerliche Person sind.«

Während Herodotus noch sprach, spürte McLennan, wie der Intellekt das von ihm erzeugte kleine Kraftfeld anpasste, um in diesem Teil des Wracks die Luft herunterzukühlen und das grelle, heiße Sonnenlicht abzublocken, das durch den Riss in der Hülle hereinflutete. Gleich darauf konnte McLennan wieder nach draußen sehen und erblickte das Lager, das sich ein paar Hundert Meter weiter südlich in ein ausgetrocknetes Flussbett schmiegte. Mit einem Mal war die Sicht so klar, dass er Hero im Verdacht hatte, das Kraftfeld an seine Sehfähigkeit anzupassen, die sich seit etwa einem Jahrzehnt langsam, aber stetig verschlechterte. So wie immer.

Durch das unsichtbare Spiegelglas von Heros elektromagnetischen Linsen und Filtern sah er die Lagerdroiden umherschwirren. Sie errichteten Unterkünfte und andere Räumlichkeiten für das Grabungsteam, das nachher eintreffen würde. Sechzehn Studenten frisch von der Universität, gemeinsam mit ihrem Mentor Professor Trumbull. Das war der wahre Grund für seine miese Laune. McLennan gefiel es gar nicht, dass hier bald ein Haufen rotznasiger Flachpfeifen über seine Grabung wuseln würde, erst recht nicht, wenn ausgerechnet der idiotische, wichtigtuerische Trumbull sie hier herumscheuchte wie Ihro Majestät Exkremento, König des Ausscheidungsimperiums persönlich.

Aber er nahm nicht an, dass Hero das kapieren würde. Der Intellekt würde nicht …

»Und glauben Sie ja nicht, mir wäre nicht schmerzlich bewusst, dass Sie sich gerade in einen ausgewachsenen Trotzanfall reinsteigern, nur weil wir Besuch erwarten«, sagte Hero abfällig, als hätte er gerade das Neuralnetz gescannt, das McLennan bekanntlich gar nicht besaß. »Ist ja nicht so, als müsste ich immer Ihren fünfzigsten Geburtstag abwarten, bis ich endlich in den Genuss Ihres ermüdend schlechten Benehmens komme. Jedes Mal, wenn uns die Universität Hilfe schickt, legen Sie diese haarsträubenden Manieren an den Tag, oder was bei einem aus dem Tritt geratenen und immer seniler werdenden schottischen Lumpen eben so als Manieren durchgeht.«

»Ich brauche keine Hilfe«, sagte McLennan und tat so, als hätte Hero seine Gemütslage nicht unerfreulich gut erfasst. »Ich hab ja dich.«

»Tja, aber ich brauche Hilfe«, konterte der Intellekt. »Weil ich Sie habe und sonst nichts.«

Die geisterhafte eiförmige Gestalt – die in besseren Tagen ein Armada-Intellekt gewesen war – schimmerte wieder rötlich. Mit finsterer Miene musterte McLennan die schwebende Träne aus enorm verdichteter X-Materie und Wurmloch-Schaltkreisen auf Nanoebene und dachte darüber nach, irgendwas nach dem Intellekt zu werfen. Eine Feldflasche mit heißem Tee stand in der Nähe und bot sich an. Aber in Heros Außenschale sah er sich selbst – den Spiegeleffekt musste Hero absichtlich aktiviert haben –, und bei dem Anblick musste er zugeben: Ja, er sah wirklich lächerlich aus.

Ein mürrischer alter Sack mit hängenden Schultern, der in einem zusehends den Dienst versagenden Fleischklumpen herumlief, den jeder normale Mensch schon vor Jahren gegen einen jüngeren, genetisch modifizierten Körper eingetauscht hätte.

Ein preisgekrönter Astro-Archäologe, der durch seine Weigerung, sich mit einem anständigen Neuralnetz ausstatten zu lassen, längst nicht mehr als exzentrisch galt, sondern für die Universität, die seine Forschungen finanzierte, zu einer kostspieligen Unannehmlichkeit geworden war.

Ein Historiker, der ständig alles Mögliche vergaß, zum Henker noch mal.

Er war wirklich eine lächerliche Gestalt, und trotz seiner schlechten Laune brach er in Gelächter aus, das ganz haarscharf an der Grenze zum Selbstmitleid vorbeischrammte.

»Tut mir leid, Hero«, sagte er. »Du hast recht. Ich benehme mich wie ein Arsch.«

»Also inkarnieren Sie? Mit allen dazugehörigen Mods und einem vernünftigen Neuralnetz?«

»Oh, auf gar keinen Fall.«

»Ha. Das dachte ich mir.«

»Aber ich reiße mich zusammen und höre auf, dir so auf den Sack zu gehen.«

»Sie vergessen, dass ich gar keinen Sack habe. Sie vergessen einfach alles, Mac.« Der Intellekt schimmerte inzwischen in einem kühlen Mitternachtsblau, und in seiner Stimme lag kein Zorn mehr, nur noch Resignation. Auch diesen Wortwechsel hatten sie im Lauf von McLennans vielen Leben schon oft durchexerziert.

»Zu vergessen ist genau der Plan«, sagte McLennan. Ehe Hero antworten konnte, unterbreitete er ein Friedensangebot: »Hör zu, ich denke über einige genetische Sanierungen und Makrotherapie nach, wenn wir wieder am Campus sind, ja?«

»In drei Jahren? Dann sind Sie siebenundfünfzig. Sie wollen diesen Körper doch hoffentlich nicht so lange mit sich herumschleppen wie den letzten, oder? An jenem erbärmlichen Kadaver haben Sie sich festgeklammert, bis er siebenundachtzig war. Bei Gottes verschrumpelten Eiern, Mac, das war so grotesk, dass Miyazaki die Kosten Ihrer Reinkarnation wieder hätte reinholen können, indem man Sie in ein Zelt steckt und Eintrittskarten für eine Kuriositätenschau verkauft.«

»Und das sagt ausgerechnet ein aufziehbarer Analplug wie du«, antwortete Mac, aber es war kein wütender Schlagabtausch. Nur eine weitere alte Szene, die sich wiederholte. Das kurze Schweigen danach war eher kameradschaftlich als feindselig. Der Intellekt beendete es, indem er sagte: »Sie wissen, dass Sie sich nicht für immer hier verstecken können.«

McLennan schnaubte, öffnete seine Thermoskanne, ebenfalls ein Artefakt der alten Republik, und kippte schwarzen, ungesüßten Tee in den Deckel, der zugleich als Becher diente. »Ist mir klar«, sagte er. »Dauert nicht mehr lange, bis sie hier sind.«

Das hatte Hero nicht gemeint, und das wussten sie beide, aber sie kannten einander gut genug, um nichts weiter dazu zu sagen. Ein Marmeladensandwich, seit heute Morgen mithilfe eines Stasisfelds frischgehalten, schwebte auf einem Trägerkraftfeld vom Intellekt zu dem Archäologen hinüber. Mac sah, wie die Schwerkraftverzerrung den in der Luft schwebenden Staub verwirbelte.

»Danke«, sagte er und nahm sein Mittagessen entgegen.

Hero ließ die Welle zusammenklappen, und der Staub nahm seinen trägen Tanz wieder auf. Schweigend aß McLennan, und der Intellekt ließ ihn in Ruhe, spielte nur leise Musik ab: Brahms’ Akademische Festouvertüre, eins der Lieblingsstücke des Schotten. McLennan spürte, wie seine Zeit verrann. Trumbull und die Studenten würden in wenigen Stunden eintreffen und sein selbstgewähltes Exil beenden. Es war unerträglich, aber er würde es ertragen müssen. Es gehörte nun mal zu den unvermeidlichen Pflichten eines emeritierten Professors der Miyazaki-Universität. Der Preis, den er für die Nachsicht seines Arbeitgebers zahlte. Und Nachsicht war oft vonnöten, das wollte er gar nicht leugnen.

Seufzend betrachtete er die Stasis-Schlafkapseln, die er jetzt nicht mehr in seinem eigenen Tempo und zu seiner persönlichen Zufriedenheit würde untersuchen können. Natürlich, ihre Energieversorgung war schon seit Jahrhunderten zusammengebrochen. Nur wenige Bereiche des Schiffs saugten noch Energie aus dem einzigen verbliebenen Fusionsspeicher. Die Sturm hatten den Antimaterie-Antrieb vor ihrer Bruchlandung ausgeschaltet. Hätten sie das nicht getan, wäre von dem Planeten nicht viel übrig geblieben. Die Kapseln waren beim Absturz beschädigt worden, und das hatte die Toten darin vor dem Zerfall bewahrt: Die trockene Hitze und der Sand hatten sie mumifiziert.

»Wir arbeiten mal besser weiter«, sagte McLennan, eher zu sich selbst, aber trotzdem regelte Herodotus die Lautstärke von Brahms herunter und schwebte ein paar Zentimeter höher. Das tiefe Schwarz hellte sich zu Mitternachtsblau auf, ein Zeichen dafür, dass sich der Intellekt von der geheimnisvollen Denkaufgabe abgewandt hatte, der er sich während McLennans Mahlzeit hingebungsvoll gewidmet hatte. Oder, präziser gesagt: Hero reservierte einen unermesslich kleinen Nanobruchteil seines erschreckenden Verstands wieder für die Kommunikation mit seinem lästigen menschlichen Gefährten. Mit Sicherheit würde der Intellekt die unzähligen Prozesse, die den wachen Teil seines Verstands beschäftigten, einfach weiterlaufen lassen, und dennoch waren seine Armada-Klasse-Kapazitäten zu weniger als zwei Prozent ausgelastet.

Um es in menschlichen Begriffen auszudrücken: Die meiste Zeit über schlief Hero.

Und das seit über fünfhundert Jahren.

McLennan wischte sich die Brotkrümel von den Händen, und Hero beförderte sie umgehend mit einer raschen Abfolge von Planck-Längen-Rupturen in der lokalen Raum-Zeit direkt ins Herz der Sonne. Die Grabungsstelle vor Kontaminierung zu schützen war einer jener unzähligen Prozesse, die der Intellekt im Hintergrund laufen ließ. Immer. Er lief automatisch, er musste daran keinen bewussten Gedanken verschwenden.

»Was für ein Kindergarten kommt denn auf uns zu?«, fragte Mac. »Keine Erstinkarnationen, hoffe ich. Ich habe extra darum gebeten …«

»Zwei Erstinkarnationen«, fiel ihm Hero ins Wort.

»Ach du Scheiße.«

»Der jüngste Prinzling des Yulin-Irrawaddy-Kombinats in seinem Überbrückungsjahr, ehe er auf die Madrasa auf Damanhur-3 geht und höchstwahrscheinlich in die Montanblanc-ul-Haq-Allianz der Korporationswelten einheiratet«, sagte Hero. »Eine sehr günstige Verbindung, da werden Sie mir sicher zustimmen.«

McLennan hörte deutlich ein Lächeln in seiner Stimme. Der Intellekt schien das Unbehagen des alten Mannes regelrecht zu genießen. Mac stützte den Kopf schwer in beide Hände. Sie rochen nach Erdbeermarmelade.

»Und eine Miss Albianiac von den Mars-Albianiacs.«

»Von den irren Mars-Albtraumgestalten, meinst du wohl eher«, sagte McLennan. Er stand auf und tigerte in der Krankenstation umher, und mit seiner immer übleren Laune verstärkte sich auch sein Akzent. »Warum hast du mir nichts davon gesagt, Hero? Du weißt, dass ich am Campus Bescheid gegeben habe, mir keine Erstinkarnationen mehr zu schicken. Wissen die überhaupt, dass hier keine Wurmloch-Übertragung möglich ist? Sie müssen alles über Remote-Speicher schicken. Wie Tiere.«

Der Intellekt wippte auf und ab, seine Version eines Achselzuckens. »Ich bin sicher, dass sich ihre Familien die bestmöglichen Remote-Speicher-Lifeübertragungen leisten können. Für sie ist das alles ein wundervolles Abenteuer. Verschollen am Rande der menschlichen Zivilisation. Kein Life-Back-up. Ein Geisterschiff der Humanistischen Republik, in dem sie herumkriechen, das sie auseinandernehmen und zu Klump schlagen können, während ein schrecklicher alter Dummkopf hinter ihnen herrennt und sie anbrüllt wie ein Golem in Erwachsenenwindel. Kein Wunder, dass ihre Familien dafür so großzügig an die Universität gespendet haben.«

McLennan stampfte zu seinem Gelkissen hinüber und ließ sich vorsichtig darauf sinken, um sich dem Speicher des Chirurgie-Bots zu widmen. Damals hatten die Sturm Informationen noch immer über DNA verschlüsselt und eingelagert – das hatte er schon immer sehr ironisch gefunden. Er hatte nicht erwartet, dass der Speicher noch perfekt erhalten war, aber DNA war ein bemerkenswert widerstandsfähiges Speichermedium mit großer Kapazität, und die bisher gesammelten Proben hatten bis zu 80 Prozent ihrer Informationen bewahren können. Mit einem Spezialwerkzeug, das sie ebenfalls aus dem Wrack geborgen hatten, arbeitete er weiter an dem sechseckigen Stab, der aus im Tank gezüchtetem Speicherknochen bestand.

»Und der Rest von der Truppe?«, fragte er über die Schulter. »Auf was muss ich mich da so einstellen?«

»Ach, das Übliche«, sagte Hero. »Dritte und vierte Lebensspanne. Die meisten sind Korporationsadel auf Auszeit. Einer von ihnen bereist sämtliche wichtigen Schauplätze des Bürgerkriegs. Die anderen …«

»Vergiss, dass ich gefragt hab«, unterbrach ihn McLennan. »Touristen also. Sieh bloß zu, dass du sie von den wichtigen Arealen fernhältst. Sperr meinetwegen einen Teil des Schiffs mit Kraftfeldern ab. Und von mir auch. Von mir halt sie auch fern.«

»Ich befürchte, Sie gehören zum Gesamtpaket der Tour, Mac. Sie sind der Grund, weshalb diese Leute so viel dafür zahlen, herkommen zu dürfen.«

Er hörte auf, an dem Datenspeicher herumzufummeln, und ließ sich rücklings auf das Gelkissen plumpsen. Hero generierte ein schwaches Kraftfeld genau über den Bodenplatten, um zu verhindern, dass er sich schmerzhaft den Schädel stieß, falls er vorhatte, den Kopf auf den Boden zu hämmern. Hatte er aber nicht. Das unsichtbare Kraftfeld schmiegte sich wie ein Kissen an seinen alten, ergrauenden Quadratschädel.

»Warum?«, fragte er. »Warum können mich die Leute nicht einfach in Ruhe lassen?«

Hero pulsierte in einem hellen Himmelblau. Ein Lächeln. »Weil Sie die Menschheit gerettet haben«, sagte der Intellekt. »Und das werden sie Ihnen niemals verzeihen.«

 

Lesen Sie weiter in:
John Birmingham: Die kalten Sterne • Roman • Aus dem Englischen von Maike Hallmann • Wilhelm Heyne Verlag, München 2021 • 544 Seiten • als Paperback und E-Book erhältlich • Preis des E-Books: € 11,99 • im Shop

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