15. Juli 2023

Z-z-z-z-zombies?!

Ferienlektüre: Untote der etwas anderen Art von Jérôme Hamon, David Tako, Hawkman, Mecha-Roots und Tillie Walden

Lesezeit: 4 min.

Sommer, Sonne, Strand: Der Urlaub kann so schön sein. Wenn die Fahrt in die Ferien mal wieder länger dauert oder es doch regnet, lohnt sich immer etwas Lesestoff dabei zu haben. In der heutigen Folge geht es um die Überschrift verrät es mehr oder weniger wandelnde Tote.

 

Klassenfahrt in die Katastrophe

Stell dir vor, die Welt geht unter und du bekommst nichts davon mit. So ähnlich geht es den jungen Held:innen in „Green Class“. Die kanadischen Heimkinder waren auf einer Expedition in den US-amerikanischen Sümpfen. Während die Jugendlichen Frösche beobachtet haben, hat eine Viruspandemie die Welt heimgesucht. Auf dem Weg zum Flughafen sehen die Teenager:innen den ersten Erkrankten, eine Person, die nichts Menschliches mehr an sich hat und eher einem Baumwesen ähnelt. Schlimmer jedoch: Das Militär rückt ihr mit Waffen und Feuer zu Leibe – und tötet sie. Als bei Noah das Virus festgestellt wird, beschließen seine Schwester Naia und ihre Freund:innen Beth, Linda, Lucas und Sato, den Jungen nicht seinem Schicksal zu überlassen. Sie fliehen mit ihm aus dem Krankenhaus und wollen sich allein 2.000 Kilometer nach Hause durchkämpfen. Leichter gesagt als getan. Zugegeben, die Prämisse von Szenerist Jérôme Hamon („Nils“, „Marsupilami“) und Zeichner David Tako („Marsupilami“) ist alles andere als neu. Ihre Interpretation des altbekannten Themas aber ziemlich gut und erfrischend. Das liegt nicht nur an ihren sympathischen Held:innen wider Willen. Auch ihr Setting überzeugt auf ganzer Linie, von den Anti-Virus-Schutzmaßnahmen bis zum Ursprung der Krankheit. Denn der ist – man ahnt es vielleicht schon – anders als man denkt. Ein spannender Near-Future-Thriller über das, was Menschen zu Monstern macht.

Jérôme Hamon, David Tako: Green Class • Bislang drei Bände • Aus dem Französischen von Tanja Krämling • Splitter Verlag, Bielefeld seit 2019 • je 64 bis 72 Seiten • je € 16,00 bis 17,00 • Empfohlen ab 16 Jahren

 

Katzen wollt ihr ewig leben?

Spätestens seit dem ersten Katzenvideo im Internet wissen wir: Die heimlichen Herrscher dieses Planeten sind klein, süß und sehen uns so behaupten es zumindest böse Zungen – lediglich als Dosenöffner auf zwei Beinen. Dennoch können die meisten Menschen einfach nicht anders, als die flauschigen Fellknäuel zu streicheln. Mieze kratzt und beißt? Ach, halb so wild! Allergisch gegen Katzenhaare? Dagegen gibt es Mittel! Du verwandelst dich beim Berühren eines Stubentigers selbst in einen? Okay, jetzt haben wir ein Problem … Dieses ist dann auch die Prämisse von „Night of the living Cat“, dem etwas anderen Zombie-Manga. Wir begleiten die beiden Twentysomethings Kunagi und Kaoru durch eine japanische Großstadt kurz nach der Flausch-Apokalypse. Zusammen mit anderen – nun ja – „Überlebenden“ versuchen sie einen Weg in Sicherheit zu finden. Das ist gar nicht so einfach, wenn überall Samtpfoten auf ihre Streicheleinheiten lauern. Ob das Konzept längere Zeit trägt? Das muss sich noch zeigen. Bis dahin ist „Night of the living Cat“ eine unterhaltsame Hommage an viele bekannte Horror-Streifen, die ohne die für das Genre berüchtigten hirnfressenden Untoten auskommt. Und eins ist jetzt schon klar: Flauschiger war der Weltuntergang noch nie. Miau!

Hawkman, Mecha-Roots: Night of the living Cat • Bislang zwei Bände • Aus dem Japanischen von Sascha Mandler • Panini Manga, Stuttgart seit 2022 • je 188 Seiten • je € 8,99 • Empfohlen ab 16 Jahren

 

Erwachsenwerden in der Zombieapokalypse

Ein Beitrag über Untote ohne „The Walking Dead“? Unmöglich! Robert Kirkmans Dauerbrenner ist ein Medienphänomen: Durch Comics, Romane, TV-Serien und Videospiele schlurfen und beißen sich die Untoten inzwischen. Vermutlich war es nur eine Frage der Zeit, bis es den ersten Ableger für Teenager gibt. Und diesem widmet sich niemand geringeres als die zweifache Eisner-Gewinnerin Tillie Walden („Pirouetten“, „Auf einem Sonnenstrahl“). Im Mittelpunkt ihrer Coming-of-Age- und Coming-Out-Geschichte steht Clementine, eine beliebte Figur aus den „The Walking Dead“-Adventures. „Clementine. Buch 1“ beginnt kurze Zeit nach dem Ende der – nicht jugendfreien – Videospielereihe, deren Inhalte Walden hier und da aufgreift. Ihre junge Heldin ist in Sachen Zombies wahrlich abgehärtet: Kommt ihr einer der Untoten zu nahe, verdrischt sie ihn einfach mit ihrem Gehstock. Den braucht Clementine, hat sie doch durch eine beinahe Infektion mit dem Virus einen Teil ihres linken Unterschenkels verloren. Eines Tages trifft sie auf den jungen Amish Amos und schließt sich seinem Weg nach Vermont an. Dort in den Bergen soll ein zombiefreies Dorf entstehen. Vor Ort angekommen finden sie aber nur drei Jugendliche, von denen zwei um ihre Pläne ein großes Geheimnis machen. Wie in ihren preisgekrönten Comics erzählt Walden auch im ersten Band von „Clementine“ eine berührende Geschichte über Freundschaft und Erwachsenwerden – nur eben im Angesicht der Postapokalypse. Eine etwas andere Sicht auf das Franchise, in dem der endlos scheinende Kampf gegen die Monster nicht allein im Mittelpunkt steht.

Tillie Walden: Clementine. Buch 1 • Aus dem Amerikanischen von Frank Neubauer • Cross Cult, Ludwigsburg 2023 • 256 Seiten • € 26,00 • Empfohlen ab 14 Jahren

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