17. Oktober 2016 1 Likes

Eine Chronik schwieriger Jahrhunderte

Stephen Baxter und Alastair Reynolds setzen mit „Die Medusa-Chroniken“ Arthur C. Clarke ein Denkmal

Lesezeit: 2 min.

„Immerhin würde er ein Botschafter sein – zwischen dem Alten und dem Neuen – zwischen den Kreaturen aus Kohlenstoff und den Kreaturen aus Metall, die eines Tages die Oberhand gewinnen würden. Beide würden ihn brauchen in den schwierigen Jahrhunderten, die der Welt bevorstanden.“

So endet Arthur C. Clarkes Erzählung Ein Treffen mit Medusa (im Shop), die uns von Howard Falcon, dem ersten Cyborg, erzählt. Er erforscht mit einer Art Heißluftballon die obersten Atmosphärenschichten des Jupiters, ein gefährlicher Auftrag, aber Howard Falcon kann auch schier übermenschliches leisten. Was genau jedoch die kommenden Jahrhunderte an Schwierigkeiten für ihn bereithalten, und wie er mit seiner Rolle irgendwo zwischen Mensch und Maschine zurechtkommt, darüber schwieg sich Clarke aus. Stephen Baxter und Alastair Reynolds, beides mehrfach preisgekrönte SF-Autoren, nehmen Clarkes Faden in Die Medusa-Chroniken (im Shop) nun auf und spinnen ihn weiter.

Am Beginn des Romans sehen wir einen verbitterten Howard Falcon, der trotz seines Erfolgs auf dem Jupiter wegen seines Roboterkörpers ein Außenseiter ist. Im Laufe der Jahrhunderte dringt die Menschheit immer weiter ins Sonnensystem vor, und der von Clarke angedeutete Aufstieg der Maschinen beginnt. Durch Howard Falcons Augen sehen wir ein breites Panorama der Zukunft, das Baxter und Reynolds vor uns ausbreiten. Die Medusa-Chroniken haben diese Aura von Gewaltigkeit, von den unendlichen Möglichkeiten, die uns die Sterne bieten – kurz: diesen „sense of wonder“, der in den alten Clarke-Romanen und Erzählungen (im Shop) immer mitschwingt, der uns hier jedoch in einem modernen Gewand präsentiert wird. Baxter und Reynolds haben einem der beliebtesten Autoren des Genres ein respektvolles und gelungenes Denkmal gesetzt, und ich denke, dass Sir Arthur Die Medusa-Chroniken gefallen hätte.

Stephen Baxter und Alastair Reynolds: Die Medusa-Chroniken • Roman • enthält auch Arthur C. Clarkes Erzählung Ein Treffen mit Medusa • aus dem Amerikanischen von Peter Robert • Wilhelm Heyne Verlag, München 2016 • Paperback • 592 Seiten • € 14,99 • im Shop

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