12. April 2024

„Oma, was war nochmal dieses Deutschland?“

Mini-Dystopie aus und für Deutschland

Lesezeit: 2 min.

Beschreiben wir „Oma, was war nochmal dieses Deutschland?“: Da sitzen in einem freundlich-utopisch anmutenden Nordafrika des Jahres 2060 Oma und Enkelin in der Sonne, und Enkelin stellt die Frage, die dem Kurzfilm den Titel gibt. Dann holt Oma aus und erzählt von jenem schrecklichen Land, in dem damals die Blauen gewonnen haben und die Sache mit der Remigration (= Deportation) durchsetzten, was dazu führte, dass jenes einst blühende Land allmählich vor die Hunde ging und heute einer verfallenen Ruine gleicht, deren letzte Bewohner eigentlich dringend Hilfe von außen bräuchten, wenn die Regierung sie ins Land ließe.

Die Bilder: KI-gestützt, alles sehr kurz, sehr aneinandergereiht, ästhetisch so, wie man es aus aktuellen Blockbustern und TV-Serien kennt.

Der Ton: Erhaben, pathetisch, mit Gänsehaut-Momenten und humorlos.

Der einzige Gag (die deutsche Fußballnationalmannschaft verliert – trotz der Blauen – zuhause gegen Libanon mit 1:7) wurde frisch von der Realität einkassiert, was schade ist, denn es wäre ein wirklich guter Gag gewesen.

Der (ehrenwerte) Film von Andreas O. Loff, Behzad Karim Khani und Christian Suhr, unterstützt von einiger Prominenz, rechnet also hoch: „Wir haben es zu Ende gedacht …“ heißt es im Begleittext auf YouTube.

Das Problem: Es funktioniert nicht. Es ist nur eine Lanz/Focus/TerraX-Dystopie, die eher Schulterzucken auslöst. Nicht witzig/over-the-top/provokativ genug, um viral zu gehen, nicht „realistisch“ genug, um einen Kloß im Hals zu erzeugen.

Ein Land, das von den Blauen regiert wird? Ja, den wenig schönen Gedanken sollte man mal durchspielen. Aber er führt eher nicht in Richtung Durchschnitts-Dystopie amerikanischer Bauart.

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